Expertentreffen in Ladenburg
Anfang Juni trafen sich Mobilitätsverantwortliche aus ganz Deutschland in Ladenburg, einer geschichtsträchtigen Stadt, die eng mit dem Automobilpionier Carl Benz verbunden ist. Auf der Expertenkonferenz „Fuhrparkmanagement“ des Bundesverbands Betriebliche Mobilität e. V. (BBM) tauschten sie sich aus und nahmen zukunftsweisende Impulse für ihre Flotten mit nach Hause. Auch Flottenmanagement war in die am Neckar gelegene Römerstadt zwischen Heidelberg und Wiesbaden gekommen, um die neuesten Entwicklungen im Fuhrparkmanagement zu erkunden.

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Die Konferenz sollte einen Überblick über die aktuellen Herausforderungen und Trends im Fuhrparkmanagement geben, ließ jedoch die Geschichte des Gutshofs Ladenburg nicht ganz außen vor. Die Römer erkannten bereits 98 nach Christus die schöne Lage und legten den Grundstein der heutigen Anlage. Teile der „Villa Rustica“ sind bis heute erhalten. Bei der Begrüßung durch Axel Schäfer, Geschäftsführer des BBM, im Gräfin von Berckheim Saal fiel der Blick unweigerlich auf das alte Gemäuer. In seinem ersten Vortrag lenkte Axel Schäfer jedoch die Aufmerksamkeit auf die aktuellen politischen Geschehnisse, da nur wenige Wochen zuvor die neue Bundesregierung vorgestellt worden war. Auch auf europäischer Ebene gibt es Themen wie Corporate Green Fleets, die das Fuhrpark- und Mobilitätsmanagement betreffen. Er betonte, dass Unternehmen sich frühzeitig auf neue Mobilitätsanforderungen – sowohl technisch als auch organisatorisch – vorbereiten müssen, und hob die Bedeutung strategischer Planung angesichts der sich wandelnden politischen Rahmenbedingungen hervor.
Die Expertenkonferenz Fuhrparkmanagement sollte den Wissensaustausch der Teilnehmer fördern und keine reine Vortragsreihe sein. Daher wurden die Teilnehmer in zwei Gruppen aufgeteilt, die abwechselnd zwei Workshops besuchten. Der Workshop „Steigender Kostendruck in Flotten – Kostentreiber erkennen & managen“ wurde von Marc-Oliver Prinzing (Vorstandsvorsitzender, BBM) moderiert und behandelte unter anderem die Total Cost of Ownership. Parallel dazu beleuchtete die andere Gruppe das Thema „Functions on demand im Fuhrpark“ unter der Leitung von Mirko Ilgenstein (zertifizierter Fuhrparkmanagement-Berater bei Graf Hardenberg), Gerhard Nolle (Experte für Firmenwagenbesteuerung / Verbandsreferent, Bundesverband Betriebliche Mobilität e. V.) und Rechtsanwalt Carmine Lonegro (Verbandsjurist, Bundesverband Betriebliche Mobilität e. V. / LONEGRO JÜRGENS VOIGTS Rechtsanwälte). Functions on demand ermöglichen die flexible Freischaltung digitaler Fahrzeugfunktionen, bringen jedoch neue Anforderungen an Planung, Abrechnung und Datenschutz mit sich. Auf S. 28 f. gibt Axel Schäfer im Gastbeitrag „Functions on Demand – Strategischer Hebel für moderne Fuhrparksteuerung“ ein paar Insights zu dem Thema.
Nach einer Kaffeepause konnten die Teilnehmer am „Markt der Möglichkeiten“ an 14 Tischen nützliches Wissen austauschen und von Experten lernen, um die vielfältigen Aufgaben im Tagesgeschäft effizient zu bewältigen. Der Wechsel alle 15 Minuten ermöglichte es, eine breite Palette an Themen zu behandeln und praktische Tipps zu erhalten.
Der zweite Tag war ebenso spannend und informativ. Dr. Martin Endlein (Leiter Unternehmenskommunikation, DAT) beleuchtete im DAT Barometer die Rahmenbedingungen der Elektromobilität und die Rolle der Flotten. Laut DAT Barometer sind 88 Prozent der Pkw auf private Halter zugelassen, wobei nur zwei Prozent batterieelektrische Fahrzeuge (BEV) sind. Im gewerblichen Bereich machen BEV 12 Prozent der Zulassungen aus, was insgesamt 1,6 Millionen BEV in Deutschland ergibt. Über 1,5 Millionen dieser Fahrzeuge sind jünger als fünf Jahre, sodass die Erfahrung mit älteren BEV begrenzt ist, obwohl mehr als 80.000 Fahrzeuge zwischen fünf und neun Jahren alt sind. Auffällig ist, dass die monatlichen BEV-Besitzumschreibungen stabil bei etwa 16.000 Einheiten liegen, während die privaten BEV-Neuzulassungen deutlich niedriger sind. Die Nachfrage nach gebrauchten BEV bleibt gering, was sich auch in den Restwerten zeigt: Drei Jahre alte BEV sind preislich deutlich unter vergleichbaren Verbrennern angesiedelt. Der Handel muss gebrauchte BEV mit größeren Abschlägen verkaufen, da Käufer zurückhaltend sind. Unsicherheiten über die Langzeitnutzung und begrenzte Erfahrungen mit älteren Modellen könnten dafür verantwortlich sein.
Im Workshop „Modelle & Marken – Welche E-Fahrzeuge passen in die Flotte?“ von Michael Blumenstein und Rocco Swantusch (beide Autoflotte) sowie Melanie Schmahl (stellvertretende Verbandsvorsitzende des BBM im Ehrenamt, seit dem 1. Juli 2025 bei der BBM Service GmbH tätig) wurde ein Resümee aus zahlreichen Testfahrten sowie ein Überblick über die verfügbaren Modelle und Marken präsentiert. Heinrich Coenen (stellvertretender Verbandsvorsitzender des BBM / Projektleiter der Stabsabteilung Geschäftsentwicklung bei den Berliner Verkehrsbetrieben) erläuterte kurz vor der Mittagspause in seinem Vortrag „Elektromobilität – Trends und Anforderungen für das Fuhrparkmanagement“ die aktuelle Marktsituation von Elektrofahrzeugen sowie die Faktoren, die den Erfolg von E-Mobilitätsstrategien im Fuhrpark beeinflussen. Reichweiten, Ladeinfrastruktur, Restwerte und Nutzungsprofile müssen stärker berücksichtigt werden, um E-Fahrzeuge optimal einzusetzen.

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Der zweite Workshop behandelte das Thema UVV. Martin Kaus (Verbandsreferent des BBM / Fuhrparkleiter und Fachkraft für Arbeitssicherheit, EFAFLEX Tor- und Sicherheitssysteme GmbH & Co. KG) sprach über die betriebliche Verantwortung für Verkehrssicherheit und Unfallverhütung. Angesichts der zunehmenden Fahrzeugvielfalt und der verstärkten Nutzung durch Mitarbeitende sind standardisierte Prozesse, klare Verantwortlichkeiten und digitale Lösungen erforderlich, um rechtssicher zu handeln und Gefährdungen effektiv zu minimieren.
Den Abschluss der Expertenkonferenz Fuhrparkmanagement bildeten der Erfahrungsbericht von Manuel Butze (Leiter Fuhrparkmanagement bei Berlin Recycling) über HVO (Hydrotreated Vegetable Oil) als Baustein für mehr Nachhaltigkeit sowie die Einsatzmöglichkeiten dieses alternativen Kraftstoffs. Das Auditorium war sich einig, dass das Thema HVO vertieft werden sollte. Gerhard Nolle lieferte zudem wertvolle Informationen aus dem aktuellen Steuerrecht, darunter die Förderfähigkeit von Elektro-Dienstwagen und deren gesetzliche Grundlagen sowie die unterschiedlichen Geltungsbereiche des geldwerten Vorteils bei der Versteuerung. Außerdem gab es einen hilfreichen Hinweis zur steuerlichen Handhabung von Blockiergebühren, die gelegentlich an öffentlichen Ladestationen anfallen.
Fazit: Professionelles Fuhrparkmanagement ist ein wesentlicher Wirtschaftsfaktor und fördert Innovationen durch Investitionen in neue Fahrzeuge. Laut BBM geht es bei der Konferenz nicht nur darum, aktuelle Entwicklungen zu verstehen, sondern sie gezielt im eigenen Unternehmen umzusetzen: „Die Konferenz hat wieder gezeigt, dass sie eine einzigartige Gelegenheit ist, sich auf den neuesten Stand zu wichtigen Themen der Mobilität und des Fuhrparkmanagements zu bringen und sich mit Kolleginnen und Kollegen zu vernetzen“, sagte BBM-Geschäftsführer Axel Schäfer. So ist es eine Kernaufgabe des Verbandes, Fuhrpark- und Mobilitätsverantwortlichen zu helfen, ihren Job fachlicher, besser und zukunftsorientiert erledigen zu können. Dies sah auch eine Teilnehmerin so: „Weswegen ich immer gerne dabei bin: Es gibt aktuelle Informationen zu politischen und rechtlichen Entwicklungen, die nicht nur für strategische Entscheidungen relevant sind, sondern durchaus auch für mein Tagesgeschäft. Außerdem konnte ich praxisnahe Tipps zur Kostenoptimierung mitnehmen.“

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