Nicht von der Stange
Interview mit Christian M. Voß (Leiter Flotten SEAT/CUPRA) bei der SEAT Deutschland GmbH in Weiterstadt

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Flottenmanagement: Herr Voß, nachdem wir im Herbst 2023 zuletzt bei SEAT/CUPRA zum Interview waren, hat sich einiges getan. Wie haben sich die beiden Marken SEAT und CUPRA seitdem entwickelt
Christian Voß: Zunächst freue ich mich darüber, dass wir bei SEAT Deutschland auf das erfolgreichste Jahr in der über 40-jährigen Importeursgeschichte zurückblicken können. Sowohl bei CUPRA als auch bei SEAT standen 2024 alle Zeichen auf Wachstum. Unsere Challenger-Brand CUPRA hat im vergangenen Jahr sicherlich von dem bisher größten Modell-Feuerwerk in der noch jungen Markengeschichte profitiert, was CUPRA auf ein neues Level gehoben hat: So erhielten der CUPRA Leon und der CUPRA Formentor ein umfassendes Facelift mit neuer Front, neuem Heckdesign und aufgewertetem Interieur. Die Weltpremiere der beiden Modelle wurde in den CUPRA City Garages in Berlin und München gefeiert.
Der CUPRA Formentor hat sich auch im Großkundengeschäft etabliert, obwohl wir hier sicherlich nicht von einem klassischen Flottenfahrzeug sprechen, aber er profitierte besonders während der Corona-Zeit und des Halbleitermangels von der schnellen Verfügbarkeit seiner Dieselvarianten. Dies trug zur Beliebtheit der Marke bei gewerblichen Kunden bei, vor allem bei User-Choosern im Großkundenbereich, aber auch bei unseren Small-Fleet-Abnehmern. Mit neuen Modellen wie dem vollelektrischen Tavascan und dem elektrifizierten Terramar, die wir im vergangenen Jahr eingeführt haben, konnten wir CUPRA zudem weiter stärken. Der Born hat sich ebenfalls gut entwickelt. Letztendlich trägt das größere und aufgewertete Modellportfolio insgesamt zum Erfolg bei.
Bei SEAT freuen wir uns, dass der Absatz im vergangenen Jahr wieder deutlich gestiegen ist. Hier setzten der SEAT Arona und der SEAT Ibiza starke Zeichen. Letzterer feierte im vergangenen Jahr 40-jähriges Jubiläum und erhielt zwei Sondermodelle. Mit Blick auf den Gewerbekundenbereich erlebt der Ibiza derzeit ein echtes Revival, denn speziell Pflege-, Kurier- und Lieferdienste spricht unser kleinstes Modell besonders an. Natürlich ist und bleibt der SEAT Leon Sportstourer ein wichtiger Bestandteil des Flottengeschäfts, insbesondere wenn wir über Funktionsflotten sprechen, und trägt maßgeblich zum Erfolg bei. Nicht zu vergessen ist der SEAT Ateca, der nach dem Produktionsende des SEAT Tarraco das größte Modell im SEAT-Portfolio ist. Alle Modelle sind seit Kurzem auch in den neuen FR Black Editions und Road Editions verfügbar, womit wir unser Portfolio um weitere Sondermodelle erweitern konnten. Insgesamt ist das Flottengeschäft bei SEAT aber vor allem durch den Ibiza und den Leon geprägt.
Flottenmanagement: CUPRA wurde vor sieben Jahren als eigenständige Marke ausgegründet. Was zeichnet die einstigen Motorsport-Brand heute aus? Und wo kann man den „Spirit“ des sogenannten Challenger-Brands erkennen

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Christian Voß: Man hat schon vieles neu gedacht und anders gemacht. Während sich das Modellportfolio von CUPRA zu Anfang vor allem durch sportliche Elemente wie Kupfer-Details, Schalensitze und leistungsstarke Motoren von SEAT abgehoben hat, verfügen wir heute über eine Vielzahl an eigenständig entwickelten Fahrzeugen. Die Differenzierung gegenüber SEAT, die bereits mit dem Ateca als erstes CUPRA-Modell begann, setzt sich seither aber nicht nur in der Design- und Formsprache der Fahrzeuge fort, sondern beispielsweise auch in einem einzigartigen Verkäuferbild: den CUPRA Masters, die speziell ausgebildet werden und somit bestens verstehen, unsere Community anzusprechen. Die CUPRA City Garages und die dortigen Events setzen konsequent auf wiederkehrende Farbwelten und einheitliche Gestaltungselemente – für ein unverwechselbares und prägnantes Markenerlebnis.
Die Heritage, die wir mit dem hochmotorisierten CUPRA Formentor VZ5 noch einmal gepusht haben, ist noch immer klar zu erkennen, wobei wir mit dem Übergang in die Elektromobilität diese neu interpretieren. Der CUPRA Tavascan VZ beispielweise überzeugt dank seiner zwei Elektromotoren mit seiner ganz eigene Fahrdynamik – präzise, kraftvoll, individuell einstellbar.
Nicht zuletzt zeigt unsere 5-Jahres-Herstellergarantie, dass wir an unsere Produkte und deren hohe Qualität glauben. Beim Kunden sorgt das sicherlich auch für mehr Vertrauen. Gleichzeitig zahlt es positiv auf die Total Cost of Ownership (TCO), Remarketingmöglichkeiten und letztendlich auch Leasingraten ein.
Flottenmanagement: Angefangen beim Kleinwagen Ibiza über den kompakten Leon und seine verschiedenen Derivate bis hin zum Ateca bietet das Portfolio von SEAT eine Vielzahl an flottenrelevanten Modellen. Hinzu kommt das elektrifizierte Modellportfolio von CUPRA. Welche Modelle sind ihre Topseller im Gewerbekundenbereich
Christian Voß: Im Flottengeschäft und insbesondere bei Funktionsflotten bleibt der Kombi das Maß aller Dinge. Darüber hinaus ist ein breites Spektrum an Motorisierungen der Modelle entscheidend und hier ist CUPRA gut aufgestellt: BEV, PHEV und Verbrenner sind verfügbar. Kunden wählen je nach Nutzungsprofil. Für Vielfahrer, die mehr als 40.000 Kilometer im Jahr zurücklegen, bleibt der Diesel die beste und wirtschaftlichste Antriebsform. Auch ist der schlechte Ruf des Diesels nicht gerechtfertigt, da moderne Motoren und Abgasanlagen die Emissionen deutlich reduziert haben.
Mit Blick auf SEAT ist der Leon Sportstourer das wichtigste Flottenfahrzeug. Darauf folgen im Gewerbekundenbereich unsere kleinsten Modelle: Arona und Ibiza. Bei CUPRA ist der Leon Sportstourer im Flottengeschäft ebenfalls am beliebtesten. Darüber hinaus sind auch unsere weiteren Plug-in-Hybride aufgrund der 0,5-Prozent-Versteuerung gefragt, sei es nun der Leon, Formentor oder eben der neue Terramar. Er punktet besonders mit seiner rein elektrischen Reichweite von über 100 Kilometern und der Schnellladefähigkeit der neuen PHEV-Generation mit bis zu 50 kW (Gleichstrom). Nicht zuletzt spielen unsere vollelektrischen Modelle Born und Tavascan eine sehr wichtige Rolle.
Flottenmanagement: Ende letzten Jahres feierte ein ikonischer Kompaktklässler sein Jubiläum: Der Leon wurde 25 Jahre alt. Worauf können sich Dienstwagennutzer beim Ende letzten Jahres erschienenen Facelift freuen
Christian Voß: Für Flottenkunden sowie die Fahrzeugnutzer sind eine ansprechende Größe sowie ein großer Kofferraum neben Qualität, Garantie und TCO wichtige Entscheidungsfaktoren. All das finden wir beim Leon in herausragender Form wieder. Darüber hinaus verfügt der neue Leon über moderne Technik wie Matrix-LED-Scheinwerfer, ein adaptives Fahrwerk und eine merkbar verbesserte Konnektivität und Bedienbarkeit sowie ergonomische Sitze, also alles, was für ein tolles Fahrerlebnis auch auf langen Strecken sorgt. Er ist zudem mit der neusten PHEV-Generation bestellbar, die eine rein elektrische Reichweite von über 100 Kilometern ermöglicht. Solch eine Technologie ist in dieser Fahrzeugklasse nicht selbstverständlich.
Flottenmanagement: Gleichzeitig mit der Weltpremiere des neuen CUPRA Leon wurde der neue Formentor präsentiert. Mit welchen Highlights und Innovationen wartet das SUV nach Frischzellenkur auf
Christian Voß: Der neue Formentor präsentiert sich zunächst einmal von außen in einer komplett überarbeiteten Formensprache, inklusive Sharknose-Design und modernen Scheinwerfern sowie einem durchgehenden Leuchtband mit beleuchtetem CUPRA-Logo am Heck. Auch im Innenraum wurde das Fahrzeug deutlich aufgewertet, wie beispielsweise durch die mit Kunstleder bezogene Mittelkonsole mit Ziernähten. Technisch ist der Formentor natürlich up to date durch die Verbesserungen bei Soft- und Hardware sowie das aktualisierte Motorenangebot. So verfügen die Plug-in-Hybridvarianten beispielsweise über eine erhöhte elektrische Reichweite. Was vielleicht noch erwähnenswert ist: Wir bieten die Dieselvariante nun nur noch mit Frontantrieb an. Das Feedback auch der Flottenkunden hat gezeigt, dass ein Allradantrieb in Kombination mit einem effizienten Diesel im Kompaktsegment nicht unbedingt erforderlich ist. Zudem kommt der frontgetriebene Diesel mit 150 PS auch in puncto niedrige Emissionen den Anforderungen gewerblicher Kunden entgegen.
Flottenmanagement: Als erstes eigenständig entwickeltes Modell mit rein elektrischem Antrieb kam der CUPRA Born bereits 2021 auf den Markt; im vergangenen Jahr folgte der vollelektrische Tavascan. Mit dem Raval soll 2026 ein weiteres Elektrofahrzeug von CUPRA auf den Markt kommen. Welche Bedeutung hat die Elektromobilität für CUPRA? Und wie kann CUPRA Flottenkunden darüber hinaus von einem Umstieg in die Elektromobilität überzeugen
Christian Voß: Flottenkunden wissen, was sie wollen: Elektromobilität. Die CSRD zwingt große Unternehmen, sich mit der Elektromobilität zumindest zu befassen und ihre Fuhrparks gegebenenfalls umzustellen. Daher ist die Nachfrage insbesondere bei großen Kunden hoch. CUPRA hat mit dem Born und dem Tavascan bereits heute attraktive Elektrofahrzeuge im Angebot, erweitert um den Raval im Jahr 2026.
Damit diese auch den Weg in die Flotten finden, verfügen wir in unserem Großkundenbereich über einen großen eigenen Fuhrpark, um eben nicht nur zu beraten und informieren, sondern Fuhrparkleiter und Firmenwagennutzer diese Fahrzeuge wirklich erleben zu lassen. Das auch gerne für ein paar Wochen, um den Nutzern genügend Gelegenheit zu geben, die Fahrzeuge auf Herz und Nieren zu testen. Zusätzlich bieten wir in Zusammenarbeit mit VWFS und Elli ein breites Leistungsportfolio an, um den Kunden einen reibungslosen Umstieg zu ermöglichen – und das aus einer Hand.
Flottenmanagement: Kommen wir noch einmal zurück zu den Modellen. Kurz vor dem Jahreswechsel wurde der Terramar in den Handel eingeführt. Welche Zielgruppen stehen für das sportliche SUV besonders im Fokus? Was hält der Terramar für den Dienstwagennutzer bereit
Christian Voß: Der CUPRA Terramar ist größer als der Formentor, man sitzt höher, was ein echtes SUV-Feeling vermittelt. Ebenfalls ist der Kofferraum mit 540 Liter bei den Verbrennervarianten deutlich größer. Allerdings gibt es keine Dieselvariante, was für einige Flottenkunden sicherlich auch in den nächsten zwei/drei Jahren noch relevant gewesen wäre. Stattdessen bieten wir effiziente Benzin- und Plug-in-Hybridantriebe. Letztere sind für viele Gewerbekunden in den letzten Monaten wieder in der Gunst gestiegen, da sie neben der 0,5-Prozent-Versteuerung auch bei regelmäßiger Ladung der Fahrbatterie Verbrauchsvorteile bieten. Jedoch sollten Fuhrparkverantwortliche wie Nutzer darauf achten, dass das Fahrprofil zu einem PHEV passt. Für Pendler, die kurze Strecken fahren und regelmäßig laden können, sind Plug-in-Hybride ideal. Sie bieten die Flexibilität, längere Strecken als Dienstreise oder im Urlaub zu fahren und den Rest des Jahres elektrisch unterwegs zu sein. Nicht zuletzt erleichtern PHEV auch den Übergang zu rein elektrischen Fahrzeugen, da Nutzer bereits Erfahrungen mit elektrischen Antrieben sammeln können.
Flottenmanagement: Ein erfolgreiches Flottengeschäft ist heute nicht allein von der Modellpalette abhängig. Es gehören ebenso Aufbau und Pflege von Beziehungen zu Flottenkunden dazu – wie ein ausgetüfteltes Rahmenprogramm in den Bereichen Full-Service-Leasing, Garantiebedingungen und Finanzdienstleistungen. Was bieten CUPRA und SEAT hier von Haus aus im Einzelnen an
Christian Voß: Wir verfügen derzeit über mehr als 300 Vertragshändler, darunter 98 Großkundenhändler und 150 Small-Fleet-Händler. Darüber hinaus akquirieren und betreuen wir unsere gewerblichen Kunden weiterhin über ein eigenes Key-Account-Management, was letztlich auch zu den Erfolgen in diesem Bereich beiträgt. Denn es ist essenziell, den Kontakt zu Kunden auf Messen und anderen Touchpoints zu pflegen. Gleichermaßen ist es unserer Meinung nach wichtig, den gewerblichen Kunden die Möglichkeit zu geben, neue Modelle direkt im Fuhrpark testen zu können, und das eben nicht in Form einer kurzen Probefahrt, sondern wie zuvor erwähnt, ein paar Tage oder sogar Wochen. Besonders im Wettbewerb mit etablierten Marken ist von Bedeutung, Alternativen aufzuzeigen und die Kunden in die Fahrzeuge zu bringen. Ganz getreu dem Challenger-Gedanken – und wir brauchen uns keineswegs verstecken.
Wenn wir einmal auf den Bereich der Service- und Finanzleistungen schauen, haben wir mit der VWFS einen starken Partner an der Seite, der mit einem umfangreichen Portfolio eigentlich keine Wünsche offenlässt. Umso professioneller und größer der Fuhrpark ist, umso wichtiger ist zudem ein großes Service-Netz. Denn Flottenverantwortliche wollen nicht erst einen geeigneten Servicepartner suchen, wenn beispielsweise das Fahrzeug eines Außendienstlers irgendwo in Deutschland einen Service benötigt. Wir verfügen über ein starkes Händlernetz, zusätzliche über Service-Partner und Geschäftskunden-Leistungszentren.
Flottenmanagement: Last, but not least: Welche Ziele haben Sie sich mittel- und langfristig gesetzt; was wollen Sie mit und für SEAT/CUPRA noch erreichen
Christian Voß: Unser Ziel ist es, CUPRA stärker in Flotten zu etablieren und dort sichtbarer zu werden. Dazu gehört auch, in den Konzernrahmenverträgen prominenter vertreten zu sein. Für eine junge Marke wie CUPRA liegt die größte Herausforderung oft im Zugang zu dieser Zielgruppe. Doch sobald ein Fahrzeug auf dem Parkplatz steht und positiv auffällt, ist die erste Hürde genommen.
Für viele wird CUPRA noch immer mit PS-starken Fahrzeugen assoziiert, aber wir haben uns weiterentwickelt und möchten dies zeigen. Wir haben meiner Meinung nach heute ein enorm attraktives Modellportfolio, welches sich gerade unter Gesichtspunkten der Nachhaltigkeit für eine Vielzahl an Flotten bestens eignet. Gleichermaßen können wir auf das gute Standing von SEAT im Flottengeschäft aufbauen. Mein gut vernetztes Team und ich glauben, dass unsere Angebote uns zu weiterem Wachstum verhelfen und wir getreu dem Challenger-Gedanken auch zukünftige Kunden von uns überzeugen können.

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