Der Elektromobilität zum Durchbruch verhelfen
Im September 2023 war erst einmal Schluss mit dem Umweltbonus für batterieelektrische Firmenwagen. Doch welche Auswirkungen hatte dies auf die Marktdurchdringung der E-Fahrzeuge in den Fuhrparks und wie ist die Situation in puncto Elektromobilität mehr als ein Jahr später? Ausgewählte Leasinggesellschaften haben Flottenmanagement dazu Antworten geliefert.

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Obwohl batterieelektrische Firmenwagen mittlerweile kein seltenes Phänomen mehr sind, darf man sich sicher sein, dass nicht jeder Dienstwagenfahrer davon gleich begeistert war. Zunächst einmal sind ja überhaupt keine Kenntnisse vorhanden. Wie und wo lädt man das Auto? Hat man genug Reichweite? Strandet man auch bloß nicht? Stichwort: die gute alte Reichweitenangst. Um den Durchbruch der Elektromobilität auch bei verunsicherten gewerblichen Kunden zu schaffen, gab es noch vor mehr als einem Jahr den sogenannten Umweltbonus für dienstlich gebrauchte E-Fahrzeuge. Bis Mitternacht des 31. August 2023 konnten Förderanträge gestellt werden, weshalb es auf den letzten Metern noch eine regelrechte Antragsflut beim zuständigen Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) gegeben hat: So hat sich im August die Anzahl der Anträge im Vergleich zum Juli etwa verdoppelt: Rund 93.000 Anträge sind bis Ende August eingegangen, teilte das BAFA mit. Davon wurden nur 18 Prozent von Privatpersonen gestellt, der Großteil kam mit 82 Prozent von gewerblichen Nutzern – eine deutliche Steigerung im Jahresverlauf 2023.
Zuvor lag der Anteil für Dienstwagen im Schnitt bei 64 Prozent, 36 Prozent der Anträge wurden von Privatpersonen gestellt. 2022 war das Verhältnis 55 Prozent (Dienstwagen) zu 45 Prozent (Privatpersonen). Das Förder-Aus traf neben Unternehmen auch Verbände, Stiftungen, Vereine und Selbstständige. Wie Privatpersonen haben diese vom Bund bislang zwischen 3.000 Euro und 4.500 Euro für den Kauf eines Batterieelektrooder Brennstoffzellenfahrzeugs erhalten – je nach Listenkaufpreis beziehungsweise Leasinglaufzeit. Seit dem Förderstart 2016 wurden nach BAFA-Angaben bis zum ersten August 2023 mit dem Umweltbonus rund 2,1 Millionen Fahrzeuge gefördert, darunter 1,3 Millionen reine E-Autos, 458 Brennstoffzellenwagen und rund 805.000 Plug-in-Hybride. Für Letztere gab es jedoch seit Januar 2023 keinen Umweltbonus mehr, da nur noch der Kauf von Kraftfahrzeugen unterstützt wurde, die nachweislich einen positiven Klimaschutzeffekt haben sollen, also möglichst keine CO2-Emissionen.
Doch wie wirkte sich der Wegfall des Umweltbonus auf die Nachfrage nach batterieelektrischen Fahrzeugen aus? „Nach dem Wegfall des Umweltbonus sind die Zulassungszahlen von Elektroautos stark eingebrochen. Der Grund: Unternehmen haben aufgrund von Unsicherheit ihre Kaufentscheidungen auf Eis gelegt oder nach Alternativen gesucht. Einige konnten vorab noch schnell die Förderung nutzen, was zu einem kurzen, starken Anstieg der Zulassungszahlen im August 2023 geführt hat und jetzt im August den Einbruch zur Folge hatte,“ teilt Dr. Claudia Conen, Hauptgeschäftsführerin des Bundesverbandes Deutscher Leasing-Unternehmen e. V. mit. Jedoch geht der Bundesverband nicht davon aus, dass Fuhrparks ihre langfristige Flottenstrategie ändern werden: „Auch ohne Förderung werden Unternehmen an der Elektrifizierung ihrer Flottenfahrzeuge festhalten. Als Treiber wirken eigene Nachhaltigkeitsziele, externe ESG-Vorgaben und kommende CO2-Regulierungen auf europäischer Ebene. Langfristige Kostenvorteile durch niedrigere Betriebskosten und Wartungsaufwendungen sowie der niedrige Steuersatz für Elektro-Dienstwagen (0,25 Prozent) halten E-Autos weiter attraktiv“, wie Dr. Claudia Conen weiter ausführt. Für Unternehmen ist Planbarkeit und Verlässlichkeit in der Wirtschaftspolitik entscheidend, um zu investieren – und das betrifft nicht nur E-Autos. Ohne klare, langfristige Rahmenbedingungen schrecken viele Firmen davor zurück, in neue Technologien oder nachhaltige Lösungen zu investieren. Bei der Volkswagen Leasing hatte der Wegfall des Umweltbonus eine ähnliche Wirkung: „Das Auslaufen des Umweltbonus hat – wie im Gesamtmarkt – auch bei uns zu einem Rückgang der Leasingbestellungen für Elektrofahrzeuge im Gesamtportfolio geführt. Allerdings stellen wir dennoch eine steigende Nachfrage bei unseren Flottenkunden fest und – damit verbunden – einen steigenden BEV-Share in unseren Fuhrparks. Das zeigt: Für viele Unternehmen ist die Elektrifizierung von Fahrzeugflotten nach wie vor ein großes Thema. Denn die Dekarbonisierung des eigenen Fuhrparks bleibt ein wichtiger Hebel bei der Erfüllung der umfassenden ESG-Anforderungen“, erklärt Verena Roth, Geschäftsführerin (CSO) der Volkswagen Leasing GmbH. Vielfach hat der Wegfall der Prämie zwar nicht dazu geführt, die Flottenstrategie eines Unternehmens zu ändern, aber die Umstellung auf batterieelektrische Fahrzeuge hat sich zeitlich nach hinten verschoben. „Wir sehen bei unseren Kunden nach wie vor eine kontinuierlich positive Entwicklung bei den Bestellungen vollelektrischer Fahrzeuge. Einziger Unterschied: Die Steigerungsraten im Gegensatz zu den Zeiten, als es staatliche Subventionen und Prämien gab, sind heute sehr viel flacher. Da der Absatz vollelektrischer Fahrzeuge in Deutschland generell eingebrochen ist, plant die Bundesregierung – wie jüngsten Ankündigungen zu entnehmen ist – eine staatliche Unterstützung, um den Absatz von Elektroautos wieder anzukurbeln. Hierbei geht es um stärkere steuerliche Anreize für E-Autos als Dienstwagen“, erläutert Christopher Schmidt, Commercial Director, Direct Sales bei LeasePlan Deutschland.
Seit dem Wegfall des Umweltbonus für batterieelektrische Firmenwagen vor rund einem Jahr hat sich die Nachfrage nach E-Fahrzeugen bei Geschäftskunden verlangsamt, aber nicht drastisch reduziert. „Die Zahlen der diesjährigen Ausgabe des Arval Mobility Observatory Mobilitäts- und Fuhrparkbarometers zeigen deutlich, dass obwohl die Elektrifizierung des Fuhrparks bei einigen Entscheidungstragenden als Herausforderung gesehen wird, die Entwicklung hinsichtlich der Elektrifizierung der Flotten stabil bleibt. Wie bereits im letzten Jahr geben sieben von zehn der befragten deutschen Unternehmen an, mindestens eine alternative Antriebsart für ihre Pkw-Flotte eingeführt zu haben. Die Akzeptanz von Plug-in-Hybriden (PHEVs) und Hybridfahrzeugen ist mit 54 beziehungsweise 47 Prozent weiterhin stabil, während die rein batterieelektrischen Fahrzeuge (BEV) ihre Position ausbauen können und nun gleichauf mit den PHEVs sind. Die Nachfrage nach Elektrofahrzeugen bei Geschäftskunden wird sich in den kommenden Jahren also voraussichtlich weiter verstärken, mindestens aber stabil bleiben. Das steigende Umweltbewusstsein, technologische Fortschritte und wirtschaftliche Vorteile machen Elektrofahrzeuge zu einer attraktiven Option für Unternehmen. Um diese Entwicklung weiter voranzutreiben, sind jedoch weiterhin Investitionen in die Ladeinfrastruktur und weitere Anreize für Unternehmen erforderlich“, wie Katharina Schmidt, Head of Consulting, Energy Transition, Arval Mobility Observatory, Leitung Fuhrpark und Mitglied der Geschäftsführung bei Arval Deutschland, zu verstehen gibt. Dabei muss es sich nicht unbedingt um einen neuen Umweltbonus handeln, sondern es können auch andere Treiber eine Flottenelektrifizierung herbeiführen, wie Dr. Andrea Mlitz, Leiterin Marketing, Geschäftsentwicklung bei Alphabet Deutschland, erklärt: „Die Treiber sind vielfältig: Sie reichen von steigenden regulatorischen Anforderungen über die Erwartungen von Kunden sowie aktuellen und potenziellen Mitarbeitenden bis hin zu entsprechenden Vorgaben und Zielsetzungen von Investoren. Die Folge: Viele unserer Kunden wollen ihre CO2-Emissionen optimieren und ihren Fuhrpark nachhaltig ausrichten. Diesem Wunsch können wir auch dank unserer Nähe zu einem Premiumanbieter nachkommen. Die Modellvielfalt nimmt stetig zu, sodass es für immer mehr Nutzerprofile passende E-Lösungen gibt. Wir unterstützen unsere Kunden umfassend bei der Erreichung ihrer individuellen Ziele, bieten für jeden Bedarf die passende Lösung und beraten im Rahmen unserer Consultinglösungen in allen relevanten Bereichen zur nachhaltigen Optimierung der Flotten.“
Seit jeher hilft Leasing innovative Technologien schnell in die Märkte zu bringen – das sieht man auch bei E-Autos. Unterdessen stehen Unternehmen vor der Herausforderung, dass ihre Fahrzeuge wegen ständiger Innovationen schnell veralten: Modelle mit neuen Batterien, größeren Reichweiten und kürzeren Ladezeiten kommen in immer kürzeren Abständen auf den Markt. „Die schnellen Entwicklungen im Bereich der Elektromobilität haben das Leasing als Finanzierungsform für gewerbliche Kunden zunehmend in den Fokus gerückt; insbesondere für Unternehmen, die Wert auf Flexibilität, Transparenz, Liquidität und Planungssicherheit legen. Deshalb sehen wir unser Produkt Holman FlexLease, ein Open-End-Leasing mit flexiblen Vertragsbedingungen, als besonders relevant an, da es genau diesen Anforderungen gerecht wird“, teilt Henning Schick, Director Sales bei der Holman GmbH, mit. Somit bleiben Firmen flexibel, können ihre Flotte regelmäßig erneuern und stets die neueste Technik nutzen. Auch bei Leasys teilt man diese Auffassung: „Leasing rückt zunehmend in den Fokus, da es Unternehmen ermöglicht, ihre Fahrzeugflotten flexibel und kosteneffizient stets auf dem neuesten Stand der Technik zu halten. Durch regelmäßige Fahrzeugwechsel profitieren Unternehmen stets von den aktuellen Innovationen wie beispielsweise größeren Reichweiten, schnelleren Ladezeiten oder Weiterentwicklungen bei Software, Konnektivität und Fahrerassistenzsystemen“, gibt Carsten Gundelach, Manager Marketing bei Leasys, zu verstehen.

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Anders als bei Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor spielt auch die Infrastruktur für die „Kraftstoffversorgung“ eine wichtige Rolle für den Durchbruch der Elektromobilität. „Das Thema Ladeinfrastruktur ist ein enorm wichtiges Thema beim Vorankommen der Elektromobilität. Wir offerieren unseren Kunden nicht nur eine Auswahl an verschiedenen Ladekartenanbietern für das Laden auf der Strecke, sondern auch eine flexible und moderne Lösung für das Laden zu Hause. Um den Umstieg auf das elektrische Dienstfahrzeug so einfach und komfortabel wie möglich zu gestalten, haben wir gemeinsam mit unseren Partnern ein umfassendes System für die dienstliche E-Mobilität im Unternehmen eingeführt. Ein professionelles Mitarbeiterportal bietet über eine Auswahl an abrechenbarer Hardware für das eigene Heim hinaus auch umfassende Beratungsleistungen rund um das Thema Elektromobilität“, erläutert Tetyana Schreiber, Referentin Elektromobilität bei der akf servicelease GmbH. Auch die Deutsche Leasing bietet ein Komplettpaket im Bereich Laden und Ladeinfrastruktur sowie Beratungsdienstleistungen: „Wir beraten auch umfangreich, wie beispielsweise eine sinnvolle Anbindung an eine PV-Anlage erfolgen kann. Unsere Kunden können mit einer Karte oder App bequem zu Hause, am Arbeitsplatz und öffentlich laden. Mit drei Partnern im Einsatz und künftig auch E.ON als einem weiteren garantieren wir ein flächendeckendes Ladenetz. Zusätzlich unterstützen wir beim Aufbau von Ladeinfrastruktur am Unternehmensstandort und zu Hause. Unser TCO-Rechner (Total Cost of Ownership) hilft, Ladekosten in die Gesamtkosten einzubeziehen, und unser Reporting bietet volle Transparenz über die laufenden Fuhrparkkosten“, wie Frank Hägele, Deutsche Leasing AG, Mitglied der Geschäftsleitung Geschäftsfeld Mobility Vertrieb, erklärt.
Fazit: Der Wegfall des sogenannten Umweltbonus hat zumindest bei Unternehmen nicht zu einer Abkehr von ihrer langfristigen Flottenstrategie geführt, die Umsetzung dieser hat sich aber etwas verlangsamt. Um das Ziel der Bundesregierung von 15 Millionen vollelektrischen Fahrzeugen bis 2030 noch zu erreichen, sind daher verschiedene Ansätze denkbar: „Erstens finanzielle Anreize: Eine einkommensabhängige Kaufprämie und eine CO2-Abgabe für klimaschädliche Fahrzeuge könnten die Attraktivität von Elektroautos erhöhen. Zweitens ist der Ausbau einer flächendeckenden und bedarfsgerechten Ladeinfrastruktur entscheidend. Und drittens könnten Investitionen in die lokale Batteriefertigung und die Ansiedlung von Herstellern in Deutschland die Wertschöpfung erhöhen und Arbeitsplätze schaffen. Gewerblich genutzte Fahrzeuge spielen eine zentrale Rolle bei der Erreichung dieses Ziels. Mehr als zwei Drittel aller Pkw in Deutschland werden im gewerblichen Bereich zugelassen. Daher kann eine verstärkte Elektrifizierung von Firmenflotten einen erheblichen Beitrag zur Gesamtzahl der Elektrofahrzeuge leisten und gleichzeitig die Sichtbarkeit und Akzeptanz von Elektrofahrzeugen im Alltag erhöhen“, geben Ebrahim Massih-Tehrani und Matthias Birkle, New Mobility Experts bei der Allane Mobility Group, abschließend zu verstehen.

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