Grundsätzlich optimistisch
Welche Entwicklungen prägen den deutschen Flottenmarkt und wie wird das Fuhrparkmanagement von diesen Veränderungen beeinflusst? Wie sieht die Situation in drei Jahren aus? Das Arval Mobility Observatory (AMO) versucht, mit dem jährlich durchgeführten Mobilitäts- und Fuhrparkbarometer Antworten auf diese Fragen zu geben. Für Flottenmanager Grund genug, sich die diesjährige Ausgabe einmal anzusehen.

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Das Arval Mobility Observatory hat die 20. Ausgabe des Mobilitäts- und Fuhrparkbarometers veröffentlicht, in dem die aktuellen Flotten- und Mobilitätstrends aufgezeigt werden. Für die Studie wurden in diesem Jahr 8.605 Entscheidungsträger aus 30 Ländern befragt, davon kamen 300 aus Deutschland. Die Unternehmensgröße reichte von Betrieben mit weniger als zehn Beschäftigten bis zu solchen mit 1.000 und mehr Mitarbeitern. Auf Basis der Ergebnisse wurden fünf Kernerkenntnisse für den deutschen Flottenmarkt gewonnen, die hier vorgestellt werden sollen.
1. Unternehmen sind zuversichtlich in Bezug auf ihre Flotte
Fuhrparkverantwortliche deutscher Betriebe sind trotz der wirtschaftlichen Herausforderungen, deren Auswirkungen für deutsche Unternehmen deutlich spürbar sind, optimistisch hinsichtlich ihrer Fahrzeugflotten eingestellt. Gut neun von zehn Verantwortlichen (89 Prozent) sehen ihre Fahrzeugflotte als stabil an oder erwarten ein Wachstum in den nächsten drei Jahren. Im Gegensatz zur Vorjahresbefragung, in der das Wachstumspotenzial ausschließlich von den kleinen Unternehmen ausging, herrscht jetzt auch bei den größeren Betrieben eine positive Stimmung vor: Über alle Unternehmensgrößen hinweg rechnen 20 Prozent damit, dass ihr Unternehmen expandiert und dadurch auch der Bedarf an Fahrzeugen steigt. Neben dieser erwarteten Expansion als Hauptgrund (68 Prozent) sehen die Entscheidungsträger mit 48 Prozent das Personalmanagement als weiteren wichtigen Faktor für das erwartete Flottenwachstum. Die Unternehmensmobilität gilt nach wie vor als ein sehr wirksames Instrument, um Mitarbeiter zu gewinnen und zu binden. Dementsprechend planen 47 Prozent, auch Angestellten ohne einen Dienstwagenanspruch ein Firmenfahrzeug anzubieten, beispielsweise durch Gehaltsumwandlung. Die Haltedauer der Fahrzeuge im Fuhrpark bleibt insgesamt stabil und beträgt im Durchschnitt 4,6 Jahre bei den Pkw und 4,9 Jahre bei den LCV, was unter dem europäischen Durchschnitt von 5,3 beziehungsweise 5,7 Jahren liegt.
2. Nutzung von gebrauchten Fahrzeugen auf dem Vormarsch, Elektromobilität als Herausforderung
Neu hinzugekommen in dieser Ausgabe ist die Frage nach der Nutzung gebrauchter Fahrzeuge in der Flotte. Mehr als acht von zehn (84 Prozent) Befragten geben an, gebrauchte Fahrzeuge einzusetzen oder dies innerhalb der nächsten drei Jahre zu planen. „Hier zeigt sich deutlich, dass das Thema Gebrauchtwagen in den Flotten angekommen ist, und zwar nicht nur in Deutschland, sondern in ganz Europa und über alle Unternehmensgrößen hinweg. Zudem steigen die Erwartungen für einen Ausbau der Gebrauchtwagenflotte in den nächsten Jahren“, sagt Katharina Schmidt, Head of Arval Mobility Observatory in Deutschland.
Die Elektromobilität gilt für die befragten Entscheider immer noch als größte Herausforderung: 18 Prozent sehen in der Einführung alternativer Antriebstechnologien (HEV, PHEV, BEV) sowie in der Anpassung an die restriktive staatliche Politik zu Verbrennerfahrzeugen die Schwierigkeiten, die den Fuhrpark in den nächsten Jahren am meisten beschäftigen werden. Die Förderung eines sicheren und verantwortungsbewussten Fahrverhaltens der Mitarbeiter wird mit 14 Prozent als weiteres Problemfeld genannt. Dabei geht es darum, die Mitarbeiter für mögliche Gefahren im Straßenverkehr zu sensibilisieren, sei es durch Fahrsicherheitstrainings oder regelmäßige Schulungen. Des Weiteren wurden die Einführung alternativer Mobilitätslösungen (elf Prozent), die Anpassung an neue Arbeitsweisen (neun Prozent) und die Reduzierung der Gesamtkosten im Fuhrpark (acht Prozent) als Herausforderungen genannt.
Bei der Frage, wie Unternehmen ihre Flotten finanzieren, werden operatives Leasing, Finanzierungsleasing und vollständiger Kauf zu jeweils etwa einem Drittel (28 Prozent, 33 Prozent, 29 Prozent) als wichtigste Methode genannt. Dabei geben 40 Prozent der Befragten an, operatives Leasing in den nächsten drei Jahren stärker nutzen zu wollen.

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3. BEV holen auf
Die Elektrifizierung des Fuhrparks schreitet weiter voran, auch wenn dies als Herausforderung gesehen wird. So nutzen fast neun von zehn Unternehmen in Deutschland (88 Prozent) bereits mindestens eine der alternativen Antriebstechnologien oder planen die Einführung in den nächsten drei Jahren. Sieben von zehn Unternehmen (71 Prozent) nutzen schon jetzt eine solche Technologie. Die Akzeptanz von Plug-in-Hybriden bleibt mit 54 Prozent stabil, reine Hybridfahrzeuge rutschen um vier Punkte auf 47 Prozent ab, dafür holen rein batterieelektrische Fahrzeuge mit sieben Punkten auf (54 Prozent) und sind damit gleichauf mit den PHEVs. Dies dürfte vor allem daran liegen, dass die Elektrofahrzeuge mehr Reichweite aufweisen und sich schneller aufladen lassen, was sie immer mehr für die Langstrecke tauglich werden lässt. Dazu kommen der Ausbau der öffentlichen Ladeinfrastruktur sowie ein wachsendes Angebot für das Laden zu Hause oder am Arbeitsplatz – beides verbessert die Akzeptanz von BEVs.
Bei der Nutzung von elektrisch angetriebenen leichten Nutzfahrzeugen (BEV oder Wasserstoff/ Brennstoffzelle) zeigen sich die Unternehmen jedoch zurückhaltender: 44 Prozent nutzen hier bereits mindestens eine alternative Antriebstechnologie oder planen, diese einzuführen. Lediglich 18 Prozent haben eine solche Technologie bereits eingeführt. Die Akzeptanz von batteriebetriebenen Fahrzeugen liegt dabei mit 39 Prozent über der von Wasserstoff mit zehn Prozent.
Als Hauptbewegründe für den Umstieg werden sowohl bei Pkw als auch bei LCV die Verringerung der Umweltbelastung und die Verbesserung des Unternehmensimages genannt. Weiterhin spielt der Wunsch, Kraftstoffkosten zu senken, eine Rolle. Bei den leichten Nutzfahrzeugen kommt noch die Möglichkeit, in Umweltzonen einfahren zu können, hinzu. Als Einschränkungen bei der Umstellung des Fuhrparks werden das Fehlen von Ladestationen an den Unternehmensstandorten und keine Lademöglichkeiten zu Hause genannt, gefolgt von einem höheren Anschaffungspreis im Gegensatz zu Verbrennern.
4. Ergänzende Mobilitätslösungen sind etabliert
Starke 96 Prozent der befragten Verantwortlichen geben an, ihren Mitarbeitern mindestens eine ergänzende Form der Mobilität bereits anzubieten oder dies zu planen. Als priorisierte Mobilitätsergänzungen zum Dienstwagen gelten dabei Bikesharing oder -leasing (46 Prozent), öffentliche Verkehrsmittel (44 Prozent) und Ridesharing (37 Prozent). Der stärkste Grund für die Einführung oder Erwägung einer dieser Mobilitätslösungen ist auch hier die Mitarbeitergewinnung und -bindung. „In Zeiten des Fachkräftemangels ist es essenziell, Mitarbeitenden neben dem Gehalt attraktive Zusatzangebote zu machen. Damit trägt ein ausgewogener und auf die Belegschaft zugeschnittener Mobilitätsmix enorm zur Attraktivität der Arbeitgebermarke bei“, kommentiert Katharina Schmidt. Daneben spielt auch die soziale Verantwortung des Unternehmens eine Rolle bei der Bereitstellung zusätzlicher Mobilitätsangebote. Eine Fahrzeugflotte ganz aufgeben würden jedoch nur die wenigsten Unternehmen, der Dienstwagen bleibt also die wichtigste Mobilitätslösung.
5. Nutzung vernetzter Dienste unter EU-Durchschnitt
Während die Nutzung elektrifizierter Antriebe und ergänzender Mobilität in Deutschland über dem EU-Durchschnitt liegt, sieht es bei der Verwendung von vernetzenden Diensten anders aus. Hier sagen 32 Prozent der befragten Unternehmen, dass sie zumindest für einen Teil ihrer Flotte Telematikdienste nutzen. Die Zahl liegt damit sechs Punkte unter dem EU-Durchschnitt. Bei deutschen Unternehmen mit mindestens 1.000 Mitarbeitern sind es immerhin 40 Prozent (EUDurchschnitt 41 Prozent). Bei der Frage, für welche Dienste die Betriebe bereit wären zu bezahlen, liegt die bessere Kenntnis über technische Daten sowie über den Zustand der Fahrzeuge mit 18 Prozent auf Platz eins, gefolgt von den Wünschen, den realen Kraftstoffverbrauch zu kennen (17 Prozent) und das Fahrzeug zur Erhöhung der Sicherheit zu orten (14 Prozent).
Fazit
Katharina Schmidt fasst die Ergebnisse so zusammen: „Die erfreuliche Nachricht, die aus dem diesjährigen Mobilitäts- und Flottenbarometer hervorgeht, ist: Die befragten Entscheidungstragenden in den Unternehmen blicken trotz wirtschaftlicher Herausforderungen optimistisch in die Zukunft und werden auch künftig in einen digitalen und nachhaltigeren Fuhrpark investieren. Die Elektrifizierung der Flotten nimmt weiter zu und das Angebot an zusätzlichen Mobilitätslösungen ist mittlerweile mehr als nur ein ‚nice to have‘. Angesichts des Fachkräftemangels ist vor allem die Mitarbeitergewinnung und -bindung neben Umweltaspekten der zentrale Treiber für die aktuellen Entwicklungen.“

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