Mobilitätsmix statt Dienstwagen?
Anno 2024 ist das Mobilitätsangebot so breit gefächert wie noch nie. Das gilt nicht nur für den Privatsektor, sondern eben auch für die betriebliche Mobilität. Doch wie werden wir zukünftig mobil sein? Ist es noch der Firmenwagen oder doch das Dienstrad? Und wie werden diese beschafft? Oder werden sich trotz der gefühlt nie endenden Streiks am Ende die öffentlichen Verkehrsmittel durchsetzen? Flottenmanagement hat gemeinsam mit Leasingexperten den Blick in die Glaskugel gewagt.

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Einen Vorgeschmack auf ein mögliches Zukunftsszenario geben die Finnen mit dem sogenannten MaaS-Konzept. MaaS steht dabei für Mobility as a Service und beschreibt die Verlagerung weg von persönlichen Verkehrsmitteln hin zu Mobilitätslösungen, die als Dienstleistung genutzt werden. In der Regel werden diese Lösungen in Paketen gebündelt, die denen von Mobilfunkanbietern ähneln, und über eine einzige intuitive mobile App angeboten. Somit gleicht das MaaS-Konzept einer Art Budget, um die verschiedensten Mobilitätsangebote zu nutzen. Bereits seit 2016 ist das Entwicklerteam MaaS Global mit der Transport-App Whim in Helsinki vertreten und erfreut sich großer Beliebtheit. Inzwischen expandierte Whim über die finnischen Grenzen hinweg und ist in Metropolen wie Antwerpen (Belgien), Birmingham (Großbritannien), Tokio (Japan) und Wien (Österreich) verfügbar. In der Schweiz kann die MaaS-App sogar landesweit genutzt werden.
Doch ist ein solches MaaS-Konzept auf die betriebliche Mobilität übertragbar? Und überhaupt gewollt? Experten sind sich einig, dass Mobilität aufgrund von immer volleren Innenstädten in Zukunft anders aussehen soll. Carsharing ist kein Trend mehr, sondern gehört zum alltäglichen Mobilitätsmix dazu. Dabei ist jedoch zu beachten, dass Carsharing nicht als alleinige Mobilitätslösung funktionieren kann und für Firmen in jedem Fall keine Daueroption ist. Unternehmen, die abseits der klassischen Stadt-Carsharing-Gebiete ihren Sitz haben, gehen sogar leer aus. Das bestätigt auch das Arval Mobility Observatory (AMO) Fuhrpark-Barometer 2023: Lediglich 14 Prozent der befragten Unternehmen in Deutschland nutzen Corporate Carsharing bereits, auch auf europäischer Ebene sieht es mit 13 Prozent bei der erfolgten Umsetzung nicht viel besser aus für diese alternative Mobilitätslösung. Die aktuell am häufigsten genutzten Alternativen zum Dienstwagen sind: kurz- oder mittelfristige Fahrzeugvermietung (30 Prozent der befragten Unternehmen), Ridesharing (26 Prozent), Angebote für den öffentlichen Nahverkehr (25 Prozent) sowie Bikesharing oder -leasing (23 Prozent). Die Gründe, alternative Mobilitätslösungen anzubieten, sind dabei vielfältig. Im Fokus stehen für die Befragten des AMO aber ganz klar die positiven Effekte, die solche Angebote auf das Image als Arbeitgeber haben und wichtig für die Mitarbeiterbindung und das Recruiting sind. Unter den Unternehmen, die alternative Mobilitätslösungen bereits nutzen oder in Erwägung ziehen, werden diese eher als Zusatz zum Unternehmensfuhrpark betrachtet, wobei die Wahrscheinlichkeit, den gesamten oder einen Teil des Fuhrparks für Mobilitätslösungen aufzugeben, relativ gering ist.
Gerade während der COVID-19-Pandemie war Flexibilität in puncto Mobilität gefragt und viele Mobilitätsangebote abseits des Pkws erlebten einen regelrechten Hype: „Während der Pandemie wuchsen Mobilitätsleistungen vor allem im regionalen Umfeld: Das Fahrradleasing erlebte einen Boom. Mit dem Wunsch nach sicheren, gesunden und umweltfreundlichen Transportmitteln stieg die Nachfrage nach Fahrrädern und insbesondere E-Bikes deutlich an. Dies wurde durch lokale Lebensmittellieferdienste verstärkt. Besonders in dicht besiedelten Gebieten nutzten die Lieferanten E-Bikes. Mit der zunehmenden Bedeutung des Homeoffice und der Reduktion von Geschäftsreisen verringerte sich der Bedarf an großen Fahrzeugflotten. Unternehmen suchten nach Mobilitätslösungen, die der reduzierten Nachfrage gerecht wurden. Flexible Miet- und Leasinglösungen ermöglichten es, Fahrzeuge nur so lange zu nutzen, wie sie benötigt wurden.
Anhaltend beschleunigen die angestrebten Klimaziele den Trend zur Elektromobilität und zu umweltfreundlichen Fahrzeugen. Unternehmen wollten ihre CO2-Bilanz verbessern, was zu einer erhöhten Leasingnachfrage nach Elektrofahrzeugen und bisher auch zu Hybridmodellen führte. Die Digitalisierung spielte ebenfalls eine entscheidende Rolle. Plattformen für die Verwaltung von Fahrzeugflotten, Buchungssysteme und Apps für Mobilitätsdienstleistungen waren besonders gefragt, da sie eine flexible und effiziente Verwaltung ermöglichten“, fasst Dr. Claudia Conen, Hauptgeschäftsführerin des Bundesverbandes Deutscher Leasing-Unternehmen (BDL), die Entwicklungen während der COVID-19-Pandemie zusammen.
Für Unternehmen ist die Planungssicherheit bei Investitionen jeglicher Art ein hohes Gut. Doch steht dieses Mehr an Flexibilität im Bereich der Mobilitätslösungen nicht im Widerspruch zur ersehnten Planungssicherheit? Für Dr. Andrea Mlitz, Leiterin Marketing, Geschäftsentwicklung bei Alphabet Deutschland, besteht hierbei kein Widerspruch: „Flexibilität und Planungssicherheit schließen einander nicht aus und sollten im besten Fall immer Hand in Hand gehen. Mit transparenten Mietlösungen als Ergänzung zum klassischen Leasing ist der Fuhrpark ideal aufgestellt. Unser Anspruch ist es, dabei eine sofortige und dauerhafte Verfügbarkeit zu garantieren. Zudem setzen wir auf maximale Flexibilität – auch hinsichtlich der Rückgabe von Mietfahrzeugen. Unvorhersehbare Ereignisse sind somit keine Herausforderung, denn die Mobilität der Mitarbeitenden ist zu jedem Zeitpunkt sichergestellt.“

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Im Jahr 2022 kamen zu den Auswirkungen der COVID-19-Pandemie noch die Folgen des Krieges in der Ukraine hinzu. Diese hatten besonderen Einfluss auf die Lieferfähigkeiten der Hersteller von Neufahrzeugen. Für Unternehmen stand somit nicht nur die Herausforderung der sich verändernden Mobilitätsbedürfnisse der Belegschaft im Fokus, sondern auch die Herausforderung, die Unternehmensmobilität im Allgemeinen sicherzustellen. Unterstützung erfuhren die Firmen durch Leasinggesellschaften, die flexibel auf die sich geänderten Anforderungen reagierten. „Die Halbleiterkrise und die Zulieferschwierigkeiten als Folgen der Pandemie haben uns stark gefordert. Wir waren auch von den Marktauswirkungen des Krieges in der Ukraine betroffen. Die eingeschränkte Lieferfähigkeit war für uns eine Herausforderung. Eine unserer obersten Prämissen war es, die Mobilität unserer Kunden flexibel sicherzustellen. Wir haben unseren Kunden Verlängerungsangebote unterbreitet und je nach Bedarf auch verstärkt Mietwagen zur Verfügung gestellt“, erklärt Frank Hägele, Mitglied der Geschäftsleitung der Deutschen Leasing AG, Geschäftsfeld Mobility. Unternehmen, die hingegen auf ein sogenanntes Open-End-Leasing gesetzt haben, profitierten vom Handlungsspielraum dieses Leasingangebots.
„Da der komplette Automobilmarkt aufgrund der Lieferschwierigkeiten ins Schwanken geriet, waren Kunden in flexiblen Leasingverträgen gut bedient: Im Gegensatz zu den geschlossenen Kilometerverträgen, bei welchen Fahrzeuge im Zweifel nicht einfach ohne Zusatzkosten länger gefahren werden können, bieten offene Open-End-Leasingverträge eine Flexibilität, Fahrzeuge einfach nach Bedarf länger zu fahren, ohne sie zu übertilgen. Viele Kunden wurden während der letzten Jahre vor den Kopf gestoßen, da Leasinggesellschaften Fahrzeuge mit Beendigung der Vertragslaufzeit zurückgefordert haben. Dies führte dazu, dass Kunden ohne Ersatzbeschaffung in Mobilitätsengpässe getrieben wurden“, gibt Majk Strika, Managing Director der Holman GmbH, zu verstehen.
Der Bezug zu einem festen Hersteller oder die emotionale Verbindung haben scheinbar aufgrund der Lieferproblematik und der teilweisen Einschränkungen in manchen Baureihen der Hersteller auch nicht mehr die größte Bedeutung. Etwaige Nischenhersteller wurden interessant und haben ihre bessere Lieferfähigkeit und Verfügbarkeit in Form von Lagerfahrzeugen hier ausspielen können. „Bei zunehmendem Wunsch nach Flexibilität ist der Wunsch nach Planungssicherheit bei unseren Kunden geblieben. Dieses Spannungsfeld führt dazu, dass das Thema Car-Policy praktisch eine Dauerbaustelle in den Unternehmen geworden ist. Es gilt, steigende Gesamtkosten, flexible Vertragsgestaltung, Mitarbeitermotivation in Zeiten von Fach- und Führungskräftemangel sowie die zunehmenden Anforderungen an den Umweltschutz in den Flotten gleichermaßen gerecht zu werden. Die Car-Policy muss entsprechend ausbalanciert und den sich ändernden Marktsituationen und steuerlichen Rahmenbedingungen immer wieder angepasst werden. Dabei unterstützen wir unsere Kunden mit individueller Beratung und speziellen Consultingtools. Auch die Beratung zum jeweils passenden Vertrags- und Serviceumfang gehört dazu“, erläutert Christopher Schmidt, Commercial Director bei LeasePlan Deutschland.
Die Nachfrage nach Unterstützung im Bereich der Unternehmensmobilität beschränkt sich dabei keineswegs auf den Dienstwagen, wie Ömer Köksal, Chairman of the Management Board bei der Allane Mobility Consulting, zu berichten weiß: „Im Dialog mit unseren Unternehmenskunden nehmen wir wahr, dass die Bedeutung von Mobilitätsleistungen für Arbeitnehmende – und damit auch für Arbeitgebende – branchenübergreifend stark zunimmt. In vielen Fällen geht es dabei nicht nur um den Dienstwagen, sondern um eine breitere Palette von Mobilitätslösungen. Unternehmen werden sich zunehmend bewusst, dass Mitarbeitende unterschiedliche Bedürfnisse in Bezug auf Mobilität haben, und sind bestrebt, flexible Lösungen anzubieten. Diese könnten beispielsweise Carsharing, Fahrradleasing, öffentliche Verkehrsmittel und andere alternative Transportmittel umfassen. Bei Allane haben wir diese Anforderungen des Marktes bereits früh erkannt und bieten seit 2023 ein Mobilitätsbudget an.“
Obwohl Unternehmen ihren Mitarbeitern zunehmend ein breites Portfolio an Mobilitätslösungen zur Verfügung stellen, ist der Stellenwert eines Dienstwagens (derzeit) noch sehr hoch: „Die Gründe, alternative Mobilitätslösungen anzubieten, sind vielfältig. Generell stellen wir aber fest, dass unsere Kunden diese Angebote nicht als Ersatz für den Dienstwagen ansehen, sondern als Ergänzung zum Unternehmensfuhrpark verstehen. Dabei stehen vor allem die positiven Effekte im Fokus, die solche Angebote auf das Image als Arbeitgebende haben und wichtig für die Mitarbeiterbindung und das Recruiting sind. Über Bikeleasing, Auto-Abos oder Privatleasing sind Unternehmen in der Lage, auch den Mitarbeitenden Benefits zu bieten, die keinen Anspruch auf einen Dienstwagen haben“, erklärt Eva Rothe, Commercial Director bei Arval Deutschland. Auch in puncto Beschaffung von Firmenwagen ist trotz einer größeren Planungsunsicherheit keine Verschiebung zu erkennen, erläutert Eric E. Wolf, Manager Athlon Rent & Subscription: „Leasing ist nach wie vor ein wichtiges Instrument für Unternehmen, vor allem Full-Service-Leasing für den Teil der Flotte, der fest eingeplant werden kann. Aber auch für Poolfahrzeuge, die ein Baustein im Gesamtkonzept der betrieblichen Mobilität sind. Klar ist aber auch, dass Mietmodelle und das Auto-Abo wesentlich an Bedeutung gewonnen haben, um Mobilitätslücken zu schließen oder flexibel auf veränderte Rahmenbedingungen reagieren zu können.“
Fazit: Eine ganze Reihe von Faktoren haben dazu geführt, dass die Flexibilität in der Mobilität für Unternehmenskunden zuletzt immer wichtiger geworden ist. Dadurch ergeben sich für Unternehmen mehrere Vorteile: „Zum einen werden die Kosten reduziert, da keine teure Fahrzeugflotte unterhalten werden muss, und zum anderen bietet es den Mitarbeiterinnen sowie Mitarbeitern die Freiheit, ihre Arbeitsorte flexibel zu wählen und trotzdem auf geschäftliche Fahrzeuge zugreifen zu können. Nicht zuletzt trägt es zur Nachhaltigkeit bei, da weniger Fahrzeuge benötigt werden und die Flotte auf umweltfreundliche Optionen wie Elektroautos umgestellt werden kann“, so Agnes Rubinstein, Direktorin B2B bei Stellantis Germany.
Anno 2024 lässt sich also feststellen, dass die Unternehmensmobilität bereits einen Wandel vollzogen hat; ohne jedoch bisherige Lösungen zu ersetzen, sondern vielmehr durch ergänzende Produkte. Doch der Wandel ist keineswegs abgeschlossen: „Wir rechnen insgesamt damit, dass Leasing auch in der Zukunft die dominierende Beschaffungsform bleibt. Die Langzeitmiete, die nach unserer Definition das Auto-Abo für den Großkunden ist, erfreut sich ebenfalls großer Beliebtheit und wird unter Umständen noch weiterwachsen. Auch das Bikeleasing ist für viele Unternehmen mittlerweile fester Bestandteil der Unternehmensmobilität – vor allen Dingen auch für nicht dienstwagenberechtigte Fahrer. Mobilitätsbudgets spielen zwar aktuell in unseren Kundengesprächen eine untergeordnete Rolle, allerdings gehen wir hier von weiterem Wachstum aus, weswegen wir auch hier derzeit an Lösungen arbeiten. Als Volkswagen Financial Services bieten wir diese Mobilitätsservices aus einer Hand an und fühlen uns deshalb bereits heute gut aufgestellt“, wie Ralf Weichselbaum, Leiter Vertrieb an Key Accounts und Sonderzielgruppen der Volkswagen Leasing GmbH, abschließend erklärt.

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