Einmal rasch nachladen bitte!
Der Erfolg von Elektromobilität steht und fällt mit den Ladezeiten – diese Thematik hat Flottenmanagement schon oft besprochen. Allerdings forscht die Wissenschaft unermüdlich an diesem Thema, sodass es immer wieder spannende News gibt. So jetzt auch.

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Stellen Sie sich vor, Sie halten mit ihrem elektrisch angetriebenen Auto an der Ladesäule und laden in den ersten zwei Minuten Saft für 160 Kilometer. Klar, das wäre noch lange nicht so schnell wie das Befüllen eines Tanks mit Dieselkraftstoff – aber schon ein gewaltiger Schritt in Richtung Praxistauglichkeit. Ein Unternehmen aus Israel forscht an diesem Thema und kündigte an, nächstes Jahr eine Lösung zwar nicht für zwei, aber doch für fünf Minuten zu präsentieren – gemeinsam mit namhaften Autokonzernen. Das Zwei-Minuten-Ziel soll allerdings bis Anfang der Dreißigerjahre erreicht werden. Möglich wird das, indem die Techniker Graphit durch Silizium ersetzen im Bereich der Anode. Und nicht nur die Ladezeiten sollen auf diese Weise sinken, sondern die Energiedichte im Gegenzug steigen.
In der Tat ist das Aufnehmen von Energie der größte Schwachpunkt beim elektrisch angetriebenen Auto auf der Benutzerseite. Eine weitere Angst besteht darin, ob man überhaupt freie Ladesäulen findet. Doch die Infrastruktur hierzulande wächst und wächst. So langsam entstehen mancherorts auch überdachte Ladeparks, die man dann endlich auch bei nasser Witterung nutzen kann, ohne selbst nass zu werden.
Aber natürlich reicht es nicht, einfach nur irgendwelche Ladesäulen am Wegesrand zu haben. Es müssen schon richtige Power-Charger sein. Denn das Auto mit der höchsten Ladeperformance nützt überhaupt nichts, wenn man dann an einem Gleichstrom-Lader mit einer Leistung von 50 Kilowatt zuzelt. Hier gibt es natürlich infrastrukturelle Grenzen – beispielsweise dann, wenn das Stromnetz die benötigte Spannung nicht hergibt.
Für dieses Problem haben sich Ladesäulenhersteller allerdings schon Lösungen einfallen lassen. Das Zauberwort heißt Pufferspeicher. Demnach gibt es Ladesäulentypen mit integrierten Akkus. Diese internen Akkus werden langsam vollgeladen. Wenn aber jemand sein Fahrzeug dort anschließt, kann der Strom aus dem Akku mit sehr hohen Ladeleistungen abgegeben werden, sodass ladeperformante Fahrzeuge selbst in Gebieten mit schwachem Stromnetz schnell wieder zu Kräften kommen.
Wer jetzt denkt, diese ultrakurzen Ladezeiten seien Zukunftsmusik und noch nicht real, ja, der hat einen Punkt. Aber: Das Laden gelingt ja heute schon recht schnell. Problem ist nur, dass die schnelle Ladetechnik rascher demokratisiert werden müsste, also auch in bezahlbare Segmente Einzug halten. Wer Wert darauf legt, dass sein elektrisch angetriebenes Auto rasant lädt, muss nach Offerten mit 800-Volt-Ladesystemen Ausschau halten. Und die gibt es aktuell eher im hochpreisigen Segment. Damit sind beispielsweise 150 Kilometer binnen zehn Minuten schon heute problemlos möglich.

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Eine weitere Kunst ist es, den Akku optimal auf das Laden vorzubereiten. Denn er muss exakt die richtige Temperatur haben, um optimal zu laden. Das zu erreichen, ist kompliziert und aufwendig – wird aber später entfallen. Und zwar dann, wenn Feststoffbatterien zum Einsatz kommen. Sie befinden sich noch im Entwicklungsstadium, werden aber irgendwann kommen.
Zum Schluss noch ein Wort zur Reichweite. Wer den Gedanken hegt, seinen Diesel gegen ein elektrisch angetriebenes Auto zu tauschen, sollte wissen, wie er mit der angegebenen Reichweite umzugehen hat. Ja, es gibt mittlerweile genügend batterieelektrische Fahrzeuge mit nominal über 500 Kilometern Reichweite. Allerdings schmilzt diese dahin, wenn man mit voller Last über die Autobahn fährt. Hier ist der Diesel dankbar und bleibt immer noch verhältnismäßig sparsam. Diejenigen, die also gerne schneller unterwegs sind, sollten diesen Umstand in der Ladeplanung berücksichtigen. Wer jedoch mit Richtgeschwindigkeit unterwegs ist, kann das mit handelsüblichen BEV durchaus mehrere Hundert Kilometer am Stück.
Dass der Trend der Elektromobilität sich noch einmal umkehren wird, ist aus jetziger Sicht übrigens unwahrscheinlich. Zu weit fortgeschritten sind die Modellplanungen und auch die Infrastruktur. Und auch das Bedenkenträgertum bezüglich potenzieller Materialengpässe in fernerer Zukunft kann man zum jetzigen Zeitpunkt entspannt weglächeln. Es gibt schließlich immer Lösungen.
Wer dem Diesel allerdings die Stange halten möchte, kann das ja noch lange tun. Zumal der Selbstzünder hinsichtlich Effizienz und Praxistauglichkeit nicht schlecht abschneidet.
Spannend bleibt, wie Kunden ohne Lademöglichkeit zu Hause auf die Elektromobilität reagieren werden. Denn hier ist die Hemmschwelle noch etwas größer. Es ist eben ein Unterschied, ob man morgens mit vollgeladener Batterie startet oder öffentliche Infrastruktur aufsuchen muss. Und genau dieser Zielgruppe wäre mit extrem schnell ladenden Akkus geholfen. Wer außerhalb des Eigenheims lädt, dem kommt es eben auf wirklich jede Minute an. Insofern dürfte die Ladetechnologie der nächsten Generation noch einmal richtig Schwung in die Entwicklung der Elektromobilität bringen. Die Zukunft wird es zeigen.

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