Digital und grün
<p> Auch 2020 lädt A.T.U wieder bundesweit zu den traditionellen Fuhrpark-Treffs im Rahmen der „Fleet Innovation Tour“ ein. Denn bereits im zweiten Jahr widmet man sich vor allem Innovationen, die den Fuhrparkalltag zunehmend prägen und verändern werden. Flottenmanagement war bei der Auftaktveranstaltung in Weiden in der Oberpfalz für Sie vor Ort.</p>

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Weiden in der Oberpfalz? Richtig. Wer schon einmal etwas mit A.T.U zu tun hatte, dem wird der Name der kreisfreien Stadt in der Nähe von Nürnberg ein Begriff sein. Denn die markenunabhängige Werkstattkette hat nicht nur hier ihren Ursprung, sondern seit jeher befindet sich in diesem beschaulichen Städtchen die Unternehmenszentrale. Unter dem Namen UPEX (Unger- Peter-Export) eröffnete Peter Unger 1985 in Weiden ein Waren- und Logistiklager für Autoreifen, Räder und Zubehör. Doch Peter Unger orientierte sich bei seinem Geschäftskonzept nicht etwa an anderen Handelsunternehmen aus der Automobilbranche, sondern seine Vorbilder waren und sind die Lebensmittel-Discounter Albrecht (Aldi). Die Strategie des großen Einkaufs zu günstigen Konditionen, einer äußersten Kalkulation und eines schnellen Warenumschlags übertrug er somit auf die Werkstattkette. Bereits ein Jahr nach der Eröffnung des Waren- und Logistiklagers fiel am 12. März 1986 in Aschaffenburg der Startschuss für die erste Filiale unter dem Namen Unger-Markt. Seit 1987 firmieren die Filialen unter dem Namen A.T.U – Auto-Teile-Unger; später wurden auch die Waren- und Logistiklager umbenannt. Im Dezember 2016 wurde A.T.U offiziell Teil des französischen Familienunternehmens Mobivia und wuchs seither gemeinsam mit den französischen Partnern zur Nummer eins im Kfz-Service in Europa, mit knapp 2.000 Werkstätten und mehr als 21.000 Mitarbeitern. Zur Mobivia-Familie gehören insgesamt 19 Marken in 16 Ländern, darunter Norauto, Auto 5, Midas und Carter-Cash. Darüber hinaus unterstützt Mobivia unter der Marke Via-ID Start-ups, die neue wie auch innovative Lösungen im Bereich urbane und geteilte Mobilität entwickeln.
Und innovative Lösungen werden gebraucht, wie Thomas Tietje, Leitung Geschäftskunden bei A.T.U, bei der Begrüßung der Teilnehmer zur „Fleet Innovation Tour“ betonte. In einem kurzen Abriss zählte Tietje einige aktuelle Geschehnisse auf, die direkt oder indirekt auch Auswirkungen auf die Automobilbranche haben: Seien es die Feuer in Australien, der Brexit, die anhaltenden Konflikte in Libyen oder SARS-CoV-2 (Coronavirus). Hinzu kommt, dass der „Wohlstandsmotor“ – die deutsche Autoindustrie – sich gerade in einem nie da gewesenen Transformationsprozess befindet, wobei noch nicht abzuschätzen ist, wie sich dieser Wandel auswirkt. Doch Thomas Tietje hinterfragte bei seinem Begrüßungsvortrag auch die Alternativen: Ist eine Umstellung auf Elektromobilität sinnvoll in Anbetracht knapper Rohstoffe für die Akkuherstellung, langer Lieferzeiten und einer durch Subventionen getriebenen Nachfrage? Und nicht zuletzt: Wie wirken sich die neuen Emissionsgrenzwerte auf die Flotten aus? Denn der Emissionsgrenzwert von 95 mg CO2 pro Fahrzeug, den die Hersteller seit 2020 für alle neu zugelassenen Pkw einhalten müssen (Anmerkung der Redaktion: Durchschnitt aller neu zugelassenen Pkws eines Herstellers), wird auch Auswirkungen auf die Fahrzeugzusammenstellung der Unternehmensfuhrparks haben. Auch auf A.T.U wirkt sich die Transformation der Automobilbranche aus, aber man sieht sich gut gerüstet für die neuen Herausforderungen: Bereits 1998 erfolgte die Firmengründung der A.T.U Auto-Teile-Unger Umweltservice GmbH mit der Idee, alle anfallenden Werkstattabfälle wie Reifen, Altbatterien, Ölfilter, Felgen oder Altöl unter Nutzung der Wertschöpfungskette fachgerecht und gewinnbringend zu verwerten. Im Jahr 2000 wurde ein neues Recyclingwerk in Weiden eröffnet, welches in einem mechanischen Recyclingverfahren Altreifen in ihre Einzelkomponenten Gummi, Stahl und Textil zerlegt. Am Ende des Prozesses gewinnt A.T.U auf diese Weise Gummigranulat, Stahlspäne und Textilien, die in verschiedenen Industrien weiterverarbeitet werden. Nach schrittweiser Vergrößerung der Anlage besitzt A.T.U seit 2007 eine der größten Reifenrecyclinganlagen in Europa. 2009 firmierte sich das Unternehmen in ESTATO Umweltservice GmbH (Entsorgungstechnologie Autoteile Trade Organisation) um. Neben der Nachhaltigkeit ist die Elektromobilität ein Kernthema des automobilen Transformationsprozesses. Nicht nur, dass A.T.U in München im vergangenen Jahr die erste Filiale fit für Elektroautos gemacht hat, sondern auch die stetig steigende Zahl der Filialen mit Schnellladesäule vom Kooperationspartner Allego zeigt deutlich, dass die Werkstattkette auf künftige Herausforderungen vorbereitet ist.
Tobias Hillwig, Vertriebsleiter bei A.T.U, ging in seinem Vortrag „A.T.U goes green“ anschließend noch genauer auf das Thema Elektromobilität ein. Für die Werkstattkette stelle die E-Mobilität keine Bedrohung dar, sondern sie werde als Chance verstanden. Das liege unter anderem daran, dass A.T.U in diesem Bereich schon jetzt sehr gut aufgestellt und damit eine gute Alternative zu den Herstellerwerkstätten sei, welche noch viel zu oft nicht das nötige Know-how für die fachgerechte Wartung von Elektro- und Hybridfahrzeugen vorweisen könnten. Bei A.T.U sind indes 100 Prozent der Filialen auf Stufe 1 Hochvolt geschult. Für Stufe 2 Hochvolt (Anmerkung der Redaktion: elektrotechnische Arbeiten im spannungsfreien Zustand) sind es noch immer 95 Prozent, sprich umgerechnet mehr als 1.100 Mitarbeiter, die elektrotechnische Arbeiten im spannungsfreien Zustand durchführen können. Die dritte Qualifizierungsstufe nach DGUV 200- 005, sprich Arbeiten unter Spannung an Hochvolt- Systemen, findet indes noch selten Anwendung, da die Batterie von der Gewährleistung des Herstellers abgedeckt ist. Darauf aufbauend bietet A.T.U auch eine Wartungspauschale für elektrifizierte Fahrzeuge an: Über die monatliche Pauschale werden Inspektionen und Wartung nach Herstellervorgaben, Prüfung nach den Unfallverhütungsvorschriften (kurz: UVV) und verschleißbedingte Reparaturen abgegolten.
Ein nicht unwesentlicher Teil der A.T.U-E-Mobilitätsstrategie betrifft das Thema Ladeinfrastruktur: Bereits seit Juli 2017 besteht eine Kooperation zwischen der Werkstattkette und Allego. Wie Ulrich Görg, Sales B2B bei der Allego GmbH, erklärt, gehört Allego zur Meridiam-Gruppe, einem Spezialisten für Infrastrukturprojekte und einem der führenden Betreiber von Ladeinfrastruktur in Europa mit mehr als 15.000 Ladepunkten in Benelux und Deutschland. Bereits 42 A.T.U-Filialen sind mit Allego-Ladeinfrastruktur ausgestattet – darunter die Filiale in Kamen bei Dortmund mit der ersten „Ultra-Charger“-Ladestation, welche als Teil des paneuropäischen Projekts MEGA-E das Ultraschnellladen mit bis zu 350 kW für alle E-Fahrzeugmodelle ermöglicht. Ein DC-Charger erlaubt daneben das Laden mit bis zu 50 kW. An einem weiteren Fallbeispiel, dem Aufbau einer Ladelösung für LeasePlan, erläuterte Görg die einzelnen Schritte bis zu einem umfassenden Ladekonzept für Unternehmen.
Noch bevor das Flying Buffet die Mittagspause einläutete, gab Sven Epli, Manager Design Filter Elements bei der MANN + HUMMEL GmbH, einen Einblick in die zukünftige Entwicklung von Filtersystemen. Mit einer Produktionskapazität von rund 800 Millionen Filterelementen gehört MANN + HUMMEL zu den führenden Unternehmen in diesem Bereich. Auch hier beschäftigt man sich mit dem Thema Elektromobilität: Denn auch ein Elektrofahrzeug erzeugt durch dessen Bewegung Feinstaub. Dabei erklärte Epli, dass lediglich die 15 Prozent Feinstaub aus dem Auspuff durch den Gesetzgeber reguliert sind. Die übrigen 85 Prozent, die beispielsweise durch Abrieb an Bremsen, Reifen oder der Straße erzeugt werden, werden unkontrolliert an die Umwelt abgegeben. MANN + HUMMEL hat daher sogenannte Bremsenfeinstaubfilter entwickelt, die einen Großteil dieser Emissionen auffangen sollen.

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Die nachfolgende Pause bot dann den Teilnehmern die Gelegenheit, sich über das zuvor Gehörte auszutauschen, aber sich ebenso am Flying Buffet zu stärken. Natürlich ergaben sich hier auch Möglichkeiten, mit den Vortragenden näher ins Gespräch zu kommen und über mögliche Anwendungsfälle in den Fuhrparks zu sprechen. Dr. Simon Hassannia, Head of Business Innovation bei A.T.U, eröffnete mit seinem Vortrag „Digitale Transformation durch nachhaltige Ökosysteme“ dann den zweiten Teil des A.T.U-Fuhrpark-Treffs in Weiden. Mit der Frage „Wie entwickelt sich die Mobilität der Zukunft?“ regte er die Teilnehmer zum Nachdenken an: Wird es zukünftig mehr Mobilität oder doch weniger geben? Die korrekte Antwort darauf ist erst einmal nebensächlich, denn im Vordergrund der Fragestellung stand die Erwartungshaltung. Für den Menschen sind exponentielle Entwicklungen nur schwer zu erfassen, vielmehr ist er darauf gepolt, seine Erwartungen linear zu beschreiben. Ein Beispiel für diese exponentielle Entwicklung sind Daten und genau diese sind auch in der Automobilbranche die neue Währung. Mit dem modular aufgebauten System Fleet-Hub möchte A.T.U dieses digitale Ökosystem erobern. Nach dem Prinzip des „One-Stop-Fleetmanagements“ sollen sich in Fleet-Hub alle Prozesse von der Beratung und Einsteuerung von Fahrzeugen über die Verwaltung des Fuhrparks bis zur Aussteuerung beziehungsweise Vermarktung in einer einfachen Weise abbilden lassen.
Mit einer sich wandelnden Mobilitätswelt beschäftigte sich auch Prof. Dr. Ferdinand Dudenhöffer, Direktor CAR – Center Automotive Research, in seinem Vortrag. Dabei ging der „Autopapst“, wie Prof. Dr. Dudenhöffer oftmals bezeichnet wird, zunächst auf die immer weiter steigende Modellvielfalt der Automobilhersteller und das Erfolgsmodell – SUV – ein. Doch ist diese schöne, heile Automobilwelt überhaupt real? 88 Prozent der Weltbevölkerung würden diese Aussage verneinen, denn dort ist die Pkw- Dichte niedrig: Während in der EU rund 550 Autos auf 1.000 Einwohner kommen, sind es außerhalb der großen Wirtschaftsräume nur noch 92 Autos auf 1.000 Einwohner. Doch die sogenannten Nicht-Triade-Länder umfassen 6,7 Milliarden Menschen. Auch das Thema Carsharing beschäftigt den „Autopapst“ in seiner Arbeit: Fast 2,5 Millionen Fahrberechtigte verteilen sich auf 20.200 Carsharing-Fahrzeuge. Das bedeute laut Dudenhöffer, dass bei einer Vier-Stunden-Fahrzeugauslastung pro Jahr ein Berechtigter Carsharing lediglich zwölf Stunden pro Jahr nutze. Auch sei noch nicht erkennbar, dass es einen Trend weg vom Auto gäbe.
Doch auch in den großen Wirtschaftsräumen ist die „heile“ Automobilwelt gefährdet: Probleme wie Emissionsvorgaben oder Dieselgate bedingen eine Transformation der Branche. Diese Transformation ist im Gange und erfolgt in drei Bereichen: Elektromobilität, Digitalisierung/ autonomes Fahren und Digitalisierung/Sharing Economy. Doch wer sind die Gewinner des Transformationsprozesses? Für Prof. Dr. Dudenhöffer sind es vor allem Tesla, Volkswagen sowie Auto- Abomodelle. Diese Thesen waren natürlich ein idealer Einstieg in eine Podiumsdiskussion, die auch gleich mit allen Vortragenden folgte.
Nach einer kurzen Kaffee- und Kuchenpause, die wieder zum Netzwerken genutzt wurde, folgte die letzte Präsentation des Tages: Inka Pichler- Gieser, Fachanwältin für Verkehrsrecht bei der Kanzlei Kasten & Pichler, stellte neue Gesetzgebung und Urteile im Fuhrparkrecht vor. Ein Thema hierbei war unter anderem die einheitliche (EU-weite) Kraftstoffkennzeichnung, die zwar schon als Richtlinie seit 2014 besteht, aber wenn überhaupt nur sehr selten zu finden ist. So befinden sich beispielsweise an Tanksäulen Kreise mit E5 oder Quadrate mit B7. Dies ist die neue offizielle Kennzeichnung für Benzin beziehungsweise Diesel. Ein anderes Thema in den Ausführungen der Fachanwältin für Verkehrsrecht behandelte die Änderungen straßenverkehrsrechtlicher Vorschriften: So hat die StVO-Novelle weitreichende Folgen für Autofahrer, denn die Sanktionen im Straßenverkehr werden verschärft. Beispielsweise werden Geschwindigkeitsüberschreitungen innerorts schon bald ab 21 km/h, außerorts ab 26 km/h mit einem Monat Fahrverbot bestraft. Außerdem muss jeder, der keine Rettungsgasse bildet, mit einem Monat Fahrverbot rechnen; hinzu kommen 200 Euro Bußgeld und zwei Punkte in Flensburg.
Nachdem die Teilnehmer mit reichlich Informationen versorgt waren, ließ sich der eine oder andere nicht die Chance entgehen, die A.T.U Academy einmal genauer anzuschauen. Neben den Schulungsplätzen war die Geschichte von A.T.U, die zum Firmenjubiläum auf den Wänden der Academy angebracht wurde, ein besonderes Highlight des Rundgangs. Interessierte, die auch einmal den A.T.U-Fuhrpark-Treff besuchen wollen, können sich für die folgenden drei Events noch registrieren. Alle Informationen und die Anmeldung zur „Fleet Innovation Tour“ finden Sie unter www.atu.de/pages/geschaeftskunden/veranstaltungen/flottenkunden.html.

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