Assistenzsysteme: Fluch und Segen
<p> Unter dem Begriff „Assistenz“ findet sich im Duden die Beschreibung „Beistand, Mithilfe“. Das ergibt Sinn. Am Beispiel der Aufgaben einer Assistenz der Geschäftsleitung jedenfalls wird dies ganz klar. Um nur ein paar Aktivitäten zu nennen: Assistent(inn)en unterstützen, arbeiten zu, organisieren und stellen damit eine wertvolle Hilfe dar.</p>

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Wo ist da die Verbindung zum Automobil? Seit einigen Jahren halten immer mehr Assistenzsysteme Einzug ins automobile Leben. Ziemlich lange gibt es schon die Servolenkung und Servobremse. Dann ABS, welches uns beim Bremsen assistiert und dabei hilft, blockierende Räder zu vermeiden, und das Fahrzeug selbst bei Vollbremsungen noch lenkbar macht. Dank dem Elchtest kam das ESP – oder auch Anti-Schleuder-System – schnell zum Einsatz, um das Ausbrechen des Fahrzeugs in kritischen Situationen zu verhindern und, Sie erlauben mir die Kritik, schlechte Fahrwerke mancher Hersteller zu kaschieren. ASR sorgt dafür, dass wir die hohen Drehmomente besser umsetzen und nicht mehr mit durchdrehenden Rädern starten. Na ja, klappt bei manchen Zeitgenossen nicht immer. Bremsassistenten leiten bei drohendem Auffahrunfall die Vollbremsung ein. Alle hier genannten Systeme sind sinnvoll und liefern einen wichtigen Beitrag zur Steigerung der Sicherheit und Vermeidung von Unfällen.
Dann gibt es noch Totwinkelwarner, Abstandsregeltempomat, Spurhalteassistent, Licht- und Regensensor, Fernlichtassistent ... Systeme, die ein aufmerksamer Autofahrer eigentlich nicht benötigt und die nur die Faulheit am Steuer fördern. Systeme, die im Alltag nicht wirklich überzeugen. Beispiel Lichtsensor. Achten Sie mal darauf, wie viele Verkehrsteilnehmer bei Nebel oder schlechtem Wetter ohne Licht unterwegs sind. Warum? Weil sie sich auf den Lichtsensor verlassen. Fernlichtassistent: Funktioniert auch nicht immer. Gerade wenn man auf Landstraßen auf mehrere Verkehrsschilder stößt, wird das Fernlicht unvermittelt abgestellt.
Regensensor: Ich kenne kein System, welches hier wirklich eine Entlastung darstellt. Am Rande: Warum gibt es eigentlich noch immer keinen Regensensor für die Heckscheibe? Hier beobachte ich oft auch bei schönstem Wetter immer wieder einmal den sich quälenden Heckwischer des Vordermanns, der das Abschalten schlichtweg übersehen hat. Und wo wir schon dabei sind: Wo bleibt der Blinkassistent? Mittlerweile wird immer weniger auf unseren Straßen geblinkt. Da wäre so ein Blinkassistent doch sehr sinnvoll.
Beim Abstandsregeltempomaten fällt mir folgendes Szenario ein: mittlere Spur, Autobahn. Sie möchten einen Lkw überholen. Die Straße macht eine Biegung nach links. Urplötzlich und unvermittelt bremst Ihr Fahrzeug scharf ab. Hoffentlich ist nicht gerade ein Drängler hinter Ihnen …
Warum benötigen wir diese Systeme eigentlich? Haben wir das Autofahren verlernt? Sind wir wirklich zu faul, den Lichtschalter oder Scheibenwischer selbst zu betätigen? Ist der Blinkerhebel so weit vom Lenkrad entfernt? Und wie war das mit dem Schulterblick vor dem Spurwechsel

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Das Problem ist anders gelagert. Die von Testern hervorgehobene Wichtigkeit der „Car-Connectivity“ macht alle Vorzüge von sicherheitsrelevanten Assistenzsystemen zunichte. Mit dem Smartphone am Steuer erwischt werden wird teuer. Dafür werden jetzt via Android/Apple CarPlay munter alle eingehenden Mails und WhatsApp-Nachrichten auf dem Monitor rechts angezeigt und auf Wunsch vorgelesen. Per Spracheingabe kann man dann gleich antworten. Wer sich hiervon ablenken lässt, und das ist offensichtlich bei sehr vielen Autofahrerinnen und Autofahrern der Fall, der muss natürlich die komplette Assistenzpalette haben.
Nur, Assistenzsysteme haben eben nicht die Aufgabe, uns zu ersetzen. Sie sollen einen wichtigen Beitrag zur Verkehrssicherheit leisten, uns also in kritischen Situationen unterstützen. Oder anders ausgedrückt: Trotz hervorragender Assistenzarbeit führt der Geschäftsführer seine Präsentation selbst durch.
AUTOR
Seit dem 01.06.2018 ist Peter Insam Head of Corporate Procurement beim weltweit tätigen Personaldienstleister Hays. Zuvor war er in seiner nunmehr 25-jährigen beruflichen Laufbahn als zuständiger Einkäufer und Teamleiter für Betriebsmittel und Investitionsgüter in verschiedenen Unternehmen und Branchen tätig. Hierzu zählte auch das Management unterschiedlicher nationaler und internationaler Flotten mit bis zu 6.000 Fahrzeugen. Seit 2014 ist Peter Insam Mitglied des Redaktionsbeirates.

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