Pionierarbeit

Ein großes Thema der letzten Jahre ist der Mobilitätswandel. Viele beschäftigen sich mit Elektromobilität, Carsharing oder anderen alternativen Mobilitätsformen. Doch nur wenige haben diese Überlegungen bislang in die Praxis umgesetzt. Anders ist dies bei den Stadtwerken Krefeld (SWK). Zusammen mit dem Carsharing-Anbieter Stadtmobil hat das Unternehmen ein Modell auf die Beine gestellt, das flächendeckend Schule machen könnte.

Pionierarbeit
Pionierarbeit
Pionierarbeit
Pionierarbeit
Pionierarbeit

1 /5

Pionierarbeit
Pionierarbeit
Pionierarbeit
Pionierarbeit
Pionierarbeit

PDF Download

Stadt- und Gemeindewerke haben bereits branchenbedingt einen großen Fuhrpark. Das reicht oft vom Fahrrad über Müllfahrzeuge bis hin zum fast 20 Meter langen Gelenkbus. Denn die kommunalen Unternehmen sind in Städten wie Krefeld oftmals für den öffentlichen Nahverkehr, die Abfallentsorgung sowie für Wasser und Energie zuständig. Um in all diesen Geschäftsfeldern erfolgreich zu sein, braucht man nun einmal eine große Flotte aus unterschiedlichen Fahrzeugtypen. Insgesamt umfasst die SWK-Flotte rund 500 Einheiten. Derzeit stehen 15 reine Poolfahrzeuge für Mitarbeiter der SWK bereit, diese werden über die Software des Carsharing-Anbieters Stadtmobil verwaltet. Darunter befinden sich Kleinstwagen sowie Fahrzeuge der Kompakt- und Mittelklasse. „Wir versuchen auch immer stärker, Fahrzeuge mit reinem Elektroantrieb in unsere Flotte zu integrieren“, erläutert Guido Stilling, Geschäftsführer der SWK Mobil GmbH und SWK Fahrservice GmbH. Hauptsächlich würden die Elektrofahrzeuge auf Kurzstrecken genutzt. Der Geschäftsführer der Mobilitätssparte der Stadtwerke von Krefeld betont dabei, dass von Anfang an vollelektrische Fahrzeuge angeschafft wurden. „Das Thema Hybridfahrzeuge spielt bei uns nur bei den Bussen eine Rolle. Hier haben wir zehn Hybridbusse im Linienbetrieb“, so Stilling weiter.

Ein Fahrzeug, viele Nutzer
Neben der Flotte für die eigenen Mitarbeiter beteiligt sich die SWK-Mobil auch an einem öffentlichen Carsharing-System in Krefeld. Seit 2013 kooperiert die SWK mit Stadtmobil. Der Aufbau eines öffentlichen Carsharing-Systems, das gleichzeitig auch die interne Poolfahrzeugflotte entlasten soll, war damals ein Pilotprojekt. Wie bei einer solchen Pionierarbeit üblich gibt es anfangs eine Menge Zweifler, die nicht so recht an den Erfolg der Idee glauben können. Guido Stilling weiß dies nur allzu gut: „Damals rieten uns alle angefragten Anbieter davon ab, Elektrofahrzeuge in unser geplantes Carsharing-Angebot aufzunehmen. Nur mit Stadtmobil konnten wir unsere Idee in Krefeld nach unseren Vorstellungen aufziehen.“ Ursprünglich war sogar eine rein elektrische Carsharing-Flotte geplant, wovon Matthias Kall, Geschäftsführer der Stadtmobil Rhein-Ruhr GmbH, jedoch abriet und anstelle dessen eine Mischflotte empfahl. Aus heutiger Sicht hat sich dieses Rezept bewährt. Derzeit sind sieben Renault Zoe, ein BMW i3 und ein Renault Twizy in dem Krefelder Carsharing-System elektrisch unterwegs. Insgesamt sind es 15 Fahrzeuge, die von einem Ford Focus Turnier über einen Renault Trafic Kleintransporter bis hin zu einem VW Beetle Cabrio reichen.

Öffentliches Carsharing mit der Poolfahrzeugflotte des Unternehmens zu verknüpfen ermöglicht den Flottenverantwortlichen und den Fahrern ein Höchstmaß an Flexibilität. Derzeit haben etwa 700 nutzungsberechtigte Mitarbeiter der SWK auf den Pool Zugriff, die diese Fahrzeuge nicht nur dienstlich, sondern auch privat nutzen dürfen. Verwaltet wird die Poolflotte über die Carsharing-Software von Stadtmobil. Daher können auch Fahrzeuge aus dem öffentlichen Carsharing-Bereich gebucht und abgerechnet werden. Bei maximaler Auslastung der eigenen Flotte kann so flexibel auf die Carsharing-Fahrzeuge zurückgegriffen werden.

Der Aufwand für die Mitarbeiter sollte bei der Nutzung der Carsharing-Fahrzeuge möglichst gering gehalten werden. Die poolfahrzeugberechtigten Fahrer werden registriert und bekommen einen RFID-Chip auf den Führerschein geklebt. Dieser Chip dient als Zugangsmedium zu den Fahrzeugen. Damit ist für jede einzelne Fahrt sichergestellt, dass die Angestellten noch im Besitz ihres Führerscheins sind. Fahrer, die längere Zeit kein Fahrzeug mehr genutzt haben, werden noch einmal gesondert aufgefordert, die Fahrerlaubnis vorzuzeigen. Über die Buchungsplattform können dann Fahrzeuge reserviert werden. Dies funktioniert von sechs Monaten bis hin zu wenigen Minuten im Voraus. Auf dem SWK-Gelände befinden sich zwei Schlüsseltresore, aus denen die Fahrzeugschlüssel entnommen werden können. Nachdem das Fahrzeug wieder abgestellt worden ist, rechnet die Software die Kosten entweder mit einer Kostenstelle oder bei Privatfahrten mit dem Fahrer direkt ab. Für die öffentlichen Carsharing-Nutzer gibt es zudem eine App für den Buchungsvorgang.

Der interessante Punkt ist die Verknüpfung von öffentlichem Carsharing und Poolfahrzeugen. So muss der Pool nicht auf Lastspitzen optimiert werden. Matthias Kall erläutert dazu: „Dies wird mittelfristig die Fuhrparkkosten senken und gleichzeitig Privatfahrten ermöglichen. Dadurch kann das Unternehmen noch einmal gewisse Einnahmen in die Kasse zurückspülen und der Mitarbeiter braucht sich um den geldwerten Vorteil keine Gedanken zu machen, da er ja die Privatmiete selbst zahlt.“

newspaper_img

Aktuelles Magazin

Ausgabe 4/2017

newspaper_img

Sonderausgabe Elektro

Das neue Jahresspecial Elektromobilität.

Beleuchtet alle Aspekte der batteriebetriebenen Mobilität im Unternehmen

Bislang gibt es acht Carsharing-Stationen in Krefeld. An jeder dieser Stationen befindet sich auch eine Ladesäule. „Wir als Stadtwerke und Energieversorger überlegen, wie man ein öffentliches Ladesystem in der gesamten Stadt aufbauen kann. Dazu planen wir, unsere Stationen zukünftig mit etwas mehr Stellplätzen auszustatten, um auch das Laden privater Elektrofahrzeuge zu ermöglichen“, erläutert Guido Stilling sein Konzept. Zu diesem Konzept gehört auch die Positionierung der Stationen. Fast alle Standorte sind draußen, also außerhalb von Parkhäusern oder Ähnlichem. Damit möchte man zentral und für alle sichtbar sein, erläutert der SWK-Mobil-Geschäftsführer. Daher sind alle Fahrzeuge auch mit dem SWK-Logo gebrandet. Darüber hinaus sollten Stationen möglichst nah an einer Bahnhaltestelle oder einem Bahnhof positioniert sein, um so übergangslose Mobilität zu gewährleisten. Von der Straße auf die Schiene und umgekehrt. „Wir sind natürlich nicht der klassische Carsharing-Anbieter“, stellt Guido Stilling fest, „allerdings wollen wir unseren Kunden, also den Nutzern von Bus und Bahn, ein zusätzliches und ergänzendes Angebot liefern.“

Erfolgsgeschichte
Seit der Implementierung bekommt das Projekt immer mehr Zulauf. In den ersten Monaten war zu beobachten, dass das Carsharing-Angebot sehr konventionell genutzt wurde und nur wenige auf ein Elektrofahrzeug zurückgriffen, erklären die Verantwortlichen. Die Empfehlung von Herrn Kall, nicht auf eine hundertprozentige Elektroflotte zu setzen, hatte sich also als richtig erwiesen. Mittlerweile jedoch werden die Elektrofahrzeuge immer häufiger gebucht. Daran zeigt sich, dass Carsharing helfen kann, die Vorurteile gegenüber dem Elektroantrieb abzubauen und für eine breitere Akzeptanz zu sorgen.

„Das Nutzerverhalten von Carsharern in Krefeld unterscheidet sich nicht wesentlich von dem in anderen Städten. Entscheidend ist die Nähe der Nutzer zu den Anmietstationen. Je enger Wohnort und Station zusammenliegen, desto stärker wird das Angebot genutzt“, erläutert der Carsharing-Experte Matthias Kall. Durchschnittlich haben die Fahrzeuge eine Laufleistung von 1.500 Kilometern im Monat und werden meist für Fahrten in Randgebiete der Stadt genutzt. Innerstädtisch haben Bus und Bahn die Nase vorn. Der Erfolg eines Projekts hängt nicht allein von der Qualität der Ursprungsidee ab, sondern auch von den Möglichkeiten der Beteiligten. So schildert der Geschäftsführer von Stadtmobil Rhein- Ruhr: „Wir sind nicht konzerngebunden, was uns eine gewisse Flexibilität garantiert. Darüber hinaus haben wir auch eine eigene IT-Tochter in Hannover, die unsere Buchungsplattform gestaltet. Wir können uns also fahrzeug- wie softwareseitig sehr gut auf die Anwenderbedürfnisse einstellen. Diese Flexibilität ermöglicht es uns, eben wie bei der SWK Poolfahrzeuge und öffentliches Carsharing miteinander zu verbinden.“ Die Implementierung des öffentlichen Carsharing-Systems lief ohne Probleme ab, wie die Beteiligten erklärten. Bei den Poolfahrzeugen gab es jedoch einige Herausforderungen zu meistern. Dies sei aber bei einem Pilotprojekt auch nicht weiter verwunderlich und gehöre zum Lernprozess dazu.

Ausblick
„Derzeit haben wir 350 registrierte Kunden. Wir wollen unser Angebot sukzessive weiter ausbauen und auf andere Stadtteile von Krefeld und Umgebung ausweiten. Damit erweitern wir nicht nur unser Carsharing-Netz, sondern auch die Ladesäuleninfrastruktur“, fasst Guido Stilling die Pläne der SWK-Mobil zusammen. Die Unternehmensmobilität sei ein Markt, den beide Unternehmen gemeinsam erschließen wollen. Dabei sollten unterschiedliche Nutzergruppen auf die Firmenfahrzeuge Zugriff haben. „Dienstliche und private Fahrten ergänzen sich bei diesem Modell prima und dies könne auch anderswo Schule machen. Lange Zeit sind Stadtwerke nicht in erster Linie als Mobilitätsdienstleister in Erscheinung getreten. Es wäre wohl kein Unternehmen vor ein paar Jahren auf die Idee gekommen, die Stadtwerke beim Aufbau einer Poolfahrzeugflotte um Rat zu fragen. Insbesondere durch das Stärkerwerden der alternativen Antriebe ist das aber immer mehr ein Thema bei uns“, versichert Guido Stilling. Denn durch die traditionelle Nähe zu der Energiebranche können Stadtwerke sowohl für eine Ladeinfrastruktur als auch für die Mobilität an sich sorgen.

Das Ziel für die Zukunft kann es nur sein, eine Plattform flächendeckend für möglichst viele Mobilitätsformen anzubieten, da sind sich Matthias Kall und Guido Stilling einig. Im Kleinen funktioniert dies bereits für die Mitarbeiter der Stadtwerke Krefeld. Diese können auf Bus, Bahn, Poolfahrzeuge und 4.000 Carsharing-Autos in mehr als 180 Städten zurückgreifen – und dies mit einem einzigen Zugang.

 

 

STADTMOBIL CARSHARING
Stadtmobil ist ein Zusammenschluss aus acht eigenständigen regionalen Unternehmen. Stadtmobil-Kunden haben deutschlandweit Zugriff auf rund 4.000 Fahrzeuge in 180 Städten. Die Fahrzeugflotte von stadtmobil umfasst 40 verschiedene Typen von der Miniklasse über Kleinwagen und Kombis bis zum 9-Sitzer-Bus und zum Transporter. Das Durchschnittsalter der Fahrzeuge liegt unter zwei Jahren, der CO2-Ausstoß der Flotte etwa 28 Prozent unter dem bundesdeutschen Durchschnitt.

Kontakt: Alexander Golenia (KAM)
Tel.: 0201/47099080
Webseite: www.stadtmobil.de

 

SWK MOBIL GMBH
689 Haltestellen, 620 Kilometer Streckennetz, knapp 40 Millionen Fahrgäste – das sind die imposanten Zahlen der SWK MOBIL GmbH, einer 100-prozentigen Tochter der SWK STADTWERKE KREFELD AG. Sämtliche Busse und Straßenbahnen sind mit Niederflurtechnik ausgestattet, die einen nahezu ebenerdigen Einstieg ermöglicht. Ein großes Thema ist für die SWK MOBIL auch die Digitalisierung. Mit zahlreichen Tools erleichtert die SWK MOBIL ihren Fahrgästen die Teilnahme am ÖPNV.

0 Kommentare

Zeichenbegrenzung: 0/2000

newspaper_img

Aktuelles Magazin

Ausgabe 4/2017

newspaper_img

Sonderausgabe Elektro

Das neue Jahresspecial Elektromobilität.

Beleuchtet alle Aspekte der batteriebetriebenen Mobilität im Unternehmen

countdown-bg

Der nächste „Flotte!
Der Branchentreff" 2026