Kontrollsystem nach Maß
Ein wichtiges Kontrollinstrument des Fuhrparkleiters ist die Führerscheinkontrolle. Sie sorgt nicht nur für die Erfüllung der Halterpflichten, sondern bringt auch ein Stück Sicherheit mit. Wie so vieles läuft auch dies mittlerweile fast immer elektronisch ab ...

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Ein Markt im Umbruch
Bei unserer letzten Onlineumfrage (Flottenmanagement 1/2016; Seite 42/43) zum Thema Führerscheinkontrolle stellten wir fest, dass zehn Prozent der Unternehmen noch keine Kontrolle der Führerscheine durchführen. Diese durchaus hohe Zahl ist sicherlich von Branche zu Branche unterschiedlich. In Speditionsfirmen und Serviceflotten wird der Kontrollvorgang seit Jahren etabliert und professionalisiert sein. Wohingegen in Fuhrparks mit einem hohen User-Chooser-Anteil vermutlich weniger geprüft wird.
Ungeachtet der Zusammensetzung unserer Umfrageergebnisse ist der Markt für Führerscheinkontrollsysteme für Dienstleister ein wichtiges Betätigungsfeld. So sieht dies auch René Röder, Geschäftsführer von fleet innovation: „Nur zwanzig Prozent der vermutlich 90 Prozent der Unternehmen, die kontrollieren (bezugnehmend auf unsere Umfrage), haben bereits outgesourct – der Markt für die elektronische Führerscheinkontrolle bietet also enorme Wachstumschancen.“
Dieses Marktpotenzial sorgt für einen gewissen Konkurrenzkampf zwischen den unterschiedlichen Systemen. Natürlich bestimmen auch hier die Digitalisierung der Alltags- und Berufswelt die Trends und Entwicklungen in diesem Bereich. „Der Trend, alle großen und kleinen Alltagsaufgaben mit dem eigenen Smartphone zu erledigen, schlägt sich mittlerweile nicht nur in der Lebensweise vieler Menschen nieder, sondern bestimmt auch unbestritten das Geschäft der Führerscheinkontrolle“, berichtet Claus Wollnik, Geschäftsführer der Wollnik & Gandlau Systems GmbH. Neben Apps für das Smartphone gibt es auch Scanmethoden oder Leseterminals im Unternehmen oder im Auto. Grob können die Systeme in öffentliche und interne Kontrolllösungen (siehe Tabellen) unterteilt werden. Alle Anbieter eines öffentlichen Prüfsystems, beispielsweise an Tankstellen oder bei anderen Servicepartnern, bieten mittlerweile auch eine interne Lösung an. Der Kontrollvorgang und der damit verbundene finanzielle und zeitliche Aufwand unterscheiden sich bei den einzelnen Konzepten recht deutlich.
Vor- und Nachteile
Doch welches System ist das Richtige für den eigenen Fuhrpark? Zunächst ist dies eine Frage der Flottenart findet K.-Theodor Hermann, Leiter Vertrieb bei der VISPIRON CARSYNC GmbH: „Für Außendienstflotten, bei denen die Fahrer zu selten in die Zentrale oder die Filialen kommen, oder auch für Innendienstfahrer, die auf großem Firmengelände Zeit bis zur Prüfstation benötigen, lohnen sich öffentliche Prüfnetze; für reine Innendienstflotten mit überschaubarem Firmengelände sind interne Lesestationen ausreichend.“
Dennoch gibt es immer mehr Lösungen, die individuell und flexibel ohne einen festen Unternehmensstandort oder ein Dienstleisternetz auskommen. Bei Wollnikom beispielsweise dient das Smartphone als Prüfterminal. Auch die identy Trust AG bietet eine mobile Lösung an. Bei Vispiron und YellowFox können die Fahrlizenzen im Dienstwagen selbst geprüft werden. Daher ist die Einteilung unserer Tabellen in interne und öffentliche Prüfsysteme nur eine grobe Unterscheidung. In der Praxis sind die internen Lösungen weniger auf den Unternehmensstandort bezogen als vielmehr auf die Durchführung der Prüfung. Viele der als interne Systeme bezeichneten Lösungen sind daher unabhängig vom Standort des Unternehmens durchzuführen.

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Die Vorteile solcher standortunabhängigen Systeme liegen auf der Hand: „Mit einem Prüfsystem von überall und zu jeder Zeit entfallen kostspielige Lösungen, die auf die Installation von Hardware angewiesen sind. Die Feststellung der Identität des zu Prüfenden beziehungsweise Kunden und der Gültigkeit seines Führerscheins erfordern heute kein festes Stationsnetz mehr. Der Nutzer möchte höchstmögliche Flexibilität bei der Erledigung seiner Pflichten“, erklärt Johannes Meerloo, Vorstand der identity Trust Management AG.
Die meisten Anbieter halten jedoch nicht nur einen Lösungsweg für die Führerscheinkontrolle bereit, eben um die angesprochene Flexibilität zu gewährleisten. Niels Krüger, Geschäftsführer der TCS Technology Content Services GmbH, kann seinen Kunden daher gleich drei Möglichkeiten anbieten: „An e-flotte-Terminals können zum Beispiel Fahrer ohne Smartphone intern den Führerschein registrieren lassen; Fahrer mit Smartphone können One-Stop-Shopping betreiben und die Reifen wechseln lassen, die UVV durchführen lassen und by the way den Führerschein kontrollieren lassen. Oder im Urlaub, auf der Dienstreise oder abends den Führerschein schnell selbst mittels e-flotte- App vorzeigen und per e-flotte-Video-Clip durch Sachkundige auf Echtheit und Besitz prüfen lassen.“
Die Wahl der richtigen Kontrolllösung ist für manche Flotte auch davon abhängig, welche weiteren Dienstleistungen damit gekoppelt werden können. So berichtet Klaus Rietz von der DAKO Systemtechnik und Service GmbH & Co. KG: „Die TachoStation 2.0 bietet neben der Führerscheinkontrolle auch das Auslesen von Fahrerkarten und Tachodaten. Diese Daten werden wie die Führerscheininformationen ins TachoWeb übertragen, dort gespeichert und können ausgewertet werden.“ Die Kombinationsmöglichkeiten sind natürlich vielfältig. Bei den internen Systemen ist oft auch eine zusätzliche Fahrtenbuchlösung möglich, bei den öffentlichen können Tank- , Wasch-, Reifen- oder Reparaturservices in Anspruch genommen werden.
Auf der sicheren Seite
Welche Lösung sich letztlich für den eigenen Fuhrpark eignet, ist flottenspezifisch. Wichtig ist vor allem, dass der Kontrollvorgang rechtssicher ist. Denn die Delegation an Dritte schützt den Fahrzeughalter nicht vor einer möglichen Haftung, sollte ein Fahrer ohne Fahrerlaubnis mit dem Dienstwagen unterwegs sein. Dabei spielt neben der Regelmäßigkeit, der ordnungsgemäßen Dokumentation des Kontrollvorgangs und der erstmaligen Sichtkontrolle durch einen vom Unternehmen delegierten Mitarbeiter oder Dienstleister auch das Thema Datenschutz eine Rolle. Gerade weil viele sensible Daten elektronisch übermittelt, gesammelt oder verarbeitet werden. Bei der elektronischen Führerscheinkontrolle ergeben sich datenschutzrechtlich viele Fragen: Wie sind die Server gesichert? Welche Daten werden gesammelt? Wer erhält Einsicht in die Daten? Sind die Siegel manipulationssicher? „Die Verarbeitung von personenbezogenen Daten stellt höchste Anforderungen an Datenschutz und Sicherheit“, fasst Thomas Gräbner von YellowFox zusammen. Gerade wenn die elektronische Führerscheinkontrolle in Verbindung mit einem Telematiksystem eingeführt wird, ist es in Unternehmen mit einem Betriebsrat unerlässlich, einen Dienstleister mit einem tadellosen Sicherheitssystem zu finden. Nur so lassen sich auch Kritiker überzeugen.
Daher legt der Geschäftsführer von LapID, Jörg Schnermann, auch besonderen Wert auf die Sicherheitssysteme seiner Führerscheinkontrolllösungen: „Prozess- und produktseitig kann man mit LapID eine Manipulation so weit ausschließen, dass die Kontrolle einer Sichtkontrolle des Führerscheins gleichkommt. Dabei ist es egal, ob die Führerscheinkontrolle mit der patentierten RFIDTechnologie durch den Fahrer selbst oder aber per Manager-App durch einen autorisierten Mitarbeiter durchgeführt wird.“
Fazit
Die Möglichkeiten der Kontrolle wachsen mit dem Erfinderreichtum der Dienstleister. Damit steigt auch die Flexibilität für den Fuhrparkleiter. Doch egal für welches System sich der Fuhrparkleiter entscheidet, um eine elektronische Lösung kommt er fast nicht mehr umhin. Gerade in Flotten mit unterschiedlichen Fahrzeugen ist ein solches Kontrollinstrument unerlässlich. Auch wenn die Auswahl an Systemen groß ist, die falsche Entscheidung kann der Fuhrparkleiter fast nicht treffen. Denn eine rechtssichere Kontrolle ist, egal mit welchem System, besser als keine Kontrolle. Darüber hinaus können viele Dienstleister die Kontrolle individuell auf die Bedürfnisse der Kunden anpassen.

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