Ganz in weiß
Der neue Audi A4 fährt optisch behutsam weiterentwickelt unter die Augen seiner Betrachter und Käufer. Dennoch steckt unter dem schlichten Blechkleid ein grundlegend neues Auto. Flottenmanagement hat den Bestseller einem Test unterzogen und dafür selbstredend den Kombi gewählt.

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Never change a winning Team, ein weiser Spruch. Never change a winning Car, muss sich Audi nicht völlig zu unrecht gedacht haben bei dem Vorhaben, den neuen Mittelklässler A4 auf die Räder zu stellen. Der Neue tritt in puncto Formensprache zwar tatsächlich in die Fußstapfen des Vorgängers, weist aber trotz des ähnlichen Gesamtkonzepts feine Detailveränderungen auf, die Kennern den aktuellen Jahrgang auf Anhieb erschließbar machen. Zackige Scheinwerfer schmettern ein charakteristisches Tagfahrlicht auf die Straße – die Leuchtgraphik mit dem Doppel-L ist unmöglich zu verkennen. Und freilich findet sich das “L” auch bei den Schlusslichtern wieder, um die Designlinie konsequent zu halten. Die glatt gestaltete Flanke strahlt eine gewisse Ruhe aus. Der neue Kombi aus Ingolstadt trägt in keiner Weise dick auf, verströmt das Gefühl von Solidität und Hochwertigkeit. Flottenmanagement hat passend zur zurückhaltenden Gestaltung den zwei Liter großen TDI in der 150 PS-Ausbaustufe gewählt, der für die meisten gewerblichen Kunden wie angegossen passt.
Vierzylindrig-sparsam, aber andererseits nicht aufdringlich geht es zu, wenn der Selbstzünder werkelt. Startknopf drücken, dann verfällt er in einen weichen Lauf und murmelt nur leise vor sich hin. An Dämmung haben die Oberbayern nicht gespart, für die es im Laufe der Entwicklung haufenweise Arbeit gab. Denn die Autoindustrie steht unter dem Druck, noch deutlich sparsamere Fahrzeuge zu bauen. Dazu gehört auch Gewichtsreduktion. Und Dämm-Material wiegt bekanntermaßen schwer. Die Techniker konnten im Rahmen der weiterentwickelten Plattform immerhin bis zu 120 kg gegenüber der Vorläufer-Baureihe einsparen – das ist eine Menge Holz. So kommt der hier getestete Diesel auf weniger als 1,6 Tonnen, was für das Segment in Ordnung geht. Und man darf ja nicht vergessen, dass der neue A4 in nahezu allen Dimensionen gewachsen ist: Ein Zentimeter mehr Radstand sowie 1,6 Zentimeter Breitenzuwachs schlagen sich innen nieder in Form von recht luftigen Platzverhältnissen. Und schon das ausgelaufene Modell war keineswegs eng.
Doch mehr noch als das angenehm großzügige Raumangebot wird alten Audi-Kennern die völlig neue MMI-Einheit auffallen. Da wurden Tasten anders strukturiert, Menükonzepte überdacht – und heraus kam ein völlig renoviertes System. Auch keine schlechte Sache, die neuen Handgriffe sind schnell eingeübt, die Bedienelemente sitzen. Es gibt natürlich weiterhin das bekannte Drehrad in der Mitte, das die Zentrale Rolle bei der Bedienung der meisten Funktionen spielt. Der Klimaautomatik widmen die Architekten weiterhin ein eigenes Tastenfeld. Infotainment-Fetischisten sollten unbedingt auf das elektronische Kombiinstrument mit TFT-Fläche zurückgreifen, bei dem jede Menge Konfigurationsmöglichkeiten bestehen. So lässt sich beispielsweise die Straßenkarte des Navis auf die gesamte Tachoeinheit bringen. In diesem Fall schrumpfen die (virtuellen) Skalen für Drehzahlmesser und Geschwindigkeitsanzeiger einfach auf ein Viertel der ursprünglichen Größe, was dank Einsatz von Ziffern aber keine Nachteile in der Ablesbarkeit bedeutet.
Okay, jetzt wird losgefahren. Ganz klassisch hier beim Testwagen mit einem manuellen Sechsgang-Getriebe. Es soll ja noch Autofahrer geben, die trotz steigender Automatik-Quoten gerne einen Schalthebel in der Hand halten möchten. Ist beim A4 eine durchaus geschmeidige und präzise Angelegenheit. Auch wenn der gemäßigte Diesel kein Aufreger ist, bringt die Box eine sportive Note in den hier als Fronttriebler ausgeführten Ingolstädter. Das Fahrwerk unterstützt diesen Einschlag mit einer straff angehauchten Grundrichtung, wobei schlechte Pisten dennoch wirkungsvoll entschärft werden. Die elektrische Servolenkung lässt den Mittelklässler mit sensibler Rückmeldung um Kurven wieseln, da avanciert jede windungsreiche Landstraße zur lustvollen Alternative im Falle verstopfter Autobahnen. Darüber hinaus gibt es auch ganz pragmatische Gründe, zu einem Audi A4 Avant zu greifen. So überzeugt der solide verarbeitete Allrounder mit einem ausgezeichneten Kofferraum-Volumen von 1.510 Litern bei umgeklappten Lehnen.
Audi wäre nicht Audi, wenn unter dem evolutionär weiterentwickelten Blech nicht noch ein paar weitere Überraschungen steckten. Na klar, das Netz der Assistenzsysteme ist dichter denn je – einige Features sind frei Haus, andere müssen extra bezahlt werden. So erkennt jeder A4 beispielsweise Fußgänger und andere Verkehrshindernisse bis 85 km/h – im Falle einer drohenden Kollision wird ohne weiteres Zutun eine Vollbremsung eingeleitet. Als nützliche Funktion erweist sich in der Praxis vor allem der Querverkehr-Warner: Wird es beim rückwärtigen Ausparken mal unübersichtlich, unterstützt ein Piepton, der herannahende Autos kenntlich macht. Auch eine aktive Lenkung kann der Eigner gegen netto 504 Euro bekommen, um den A4 bei aktiviertem Tempomat eine Zeit lang in der Spur zu halten. Nach einer gewissen Zeit schaltet das System allerdings ab, nicht zuletzt deshalb, weil die Gesetzeslage für autonomes Fahren nach wie vor schwammig ist. Automatisches Einparken (882 Euro netto) beherrscht der A4 zweifelsohne ebenso.

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Preislich startet der A4 Avant 2,0 TDI mit netto 31.008 Euro. Das Basismodell verfügt über eine Bluetooth-Schnittstelle, elektrische Kofferraumklappe sowie Xenonlicht. Erstmals gibt es in der Audi-Mittelklasse LED-Matrixscheinwerfer (1.596 Euro netto). In diesem Zusammenhang analysiert eine Kamera den Gegenverkehr, um den Leuchtwinkel präzise anzupassen mittels Ein- und Ausschalten einzelner LED-Segmente. Richtig komfortabel wird der Kombi beispielsweise mit der netto 962 Euro teuren Sitzbelüftung. Das Headup-Display gibt es für 823 Euro netto. Apropos Anzeigesysteme: Der TFT-Monitor sitzt inzwischen tabletähnlich auf der Mittelkonsole und strahlt die gleiche Hochwertigkeit aus wie der Rest der Innenarchitektur. Eine Fülle an lieferbaren Dekorelementen von gebürstetem Aluminium bis hin zu diversen Holzsorten macht den Alleskönner auch für designaffine Kunden interessant. Darüber hinaus können diverse Dachhimmel-Farben sowie edle Ledersorten in verschiedenen Verbreitungsgraden das Gemüt erhellen. Falls noch ein paar Tausender extra im Budget sind.

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