Eine sichere Flotte
Ladungssicherung: Zahlreiche Anbieter rüsten Fahrzeuge komplett mit Ladungssicherungssystemen aus – ganz individuell und auf den jeweiligen Transport- oder Einsatzzweck zugeschnitten. Die Kosten für die erprobten Systeme rechnen sich: Sie sparen Zeit, Geld und werten das eigene Image auf.

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Wer Ordnung hält, ist nur zu faul zum Suchen. Mit diesem alten Spaßspruch kann der Gesetzgeber nichts anfangen – im Gegenteil: Wer alles in sein Fahrzeug hineinwirft, riskiert nicht nur, dass das eigene Hab und Gut oder, noch schlimmer, die Ware des Kunden zu Bruch geht. Die Polizei kann auch den Wagen stilllegen, bis alles gesichert ist und obendrein Fahrer wie Halter per Bußgeld abkassieren.
Der Imageschaden mit einem unaufgeräumten Fahrzeug beim Kunden ist ungleich größer. Schließlich ist der Transporter die rollende Visitenkarte des Unternehmens und nicht selten schließen Kunden vom Innenleben des Fahrzeugs auf die Qualität der Arbeit. Zudem kostet Unordnung Geld: Wer als Servicetechniker zum Kunden unterwegs ist und sich mühsam im Inneren des Fahrzeugs Werkzeug und Ersatzteile zusammensuchen oder Transportschäden beheben muss, verschwendet bis zu eine Stunde pro Arbeitstag, haben schon ältere Studien von Fahrzeuginneneinrichtern, aber auch Werkzeugspezialisten wie Bosch ergeben. Wertvolle Zeit, die dann für den Kunden fehlt.
Neben der eingesparten Zeit führt die Branche auch noch ein weiteres Argument für ein Ordnungssystem an: das Image. Ein aufgeräumtes Fahrzeug macht einen ganz anderen Eindruck als der Servicewagen, in dem Werkzeuge und Materialien kreuz und quer durcheinanderliegen. Die Anbieter haben daher in der Regel Transportboxen und Koffer entwickelt, die sich in ein entsprechendes Regalsystem einpassen lassen – mit einem Klick. Das gilt vor allem für die großen Anbieter, darunter auch der Marktführer Sortimo International GmbH aus Zusmarshausen. Das Besondere bei dem Unternehmen: Man kann sich die beliebten L-Boxxen, wie das Transportkoffersystem dort heißt, sogar im eigenen Firmen-CI liefern lassen. „Eine im Firmen-CI gebrandete Boxxen-Serie lohnt sich ab einer Größenordnung von rund 1.000 Kisten“, sagt Sortimo-Chef Reinhold Braun. Er setzt dabei auf Partnerschaften und nach dem Motto „Wer die Norm macht, macht den Markt“ ist es ihm gelungen, Bosch Power Tools als Partner zu gewinnen. Das Ergebnis: Seit rund drei Jahren liefert Bosch alle Profi-Werkzeuge ausschließlich in L-Boxxen aus. Wer daher auf das Einrichtungssystem Globelyst setzt und gleichzeitig Bosch-Werkzeuge nutzt, baut auf ein geschickt komponiertes System – ein Klick, und schon ist die Werkzeugkiste fest im Regalsystem Globelyst des Fahrzeugs verstaut. Mittlerweile gibt es mehr als 100 Partner mit gebrandeten Kisten.
Tatsächlich schenken sich die großen Anbieter wie Aluca, Bott oder Würth nichts. Denn alle großen Anbieter verfügen über eine individuell konfigurierbare, komplette Fahrzeuginneneinrichtung inklusive Ladungssicherungssystemen wie Zurrgurte, Zurrstangen und Netze. Trotzdem hat jedes Haus markante Eckdaten, die teils auf der Herkunft, teils auf innovativer Arbeit beruhen und sich voneinander abheben. Gemeinsam haben die Produkte, dass sie sich in der Praxis bewährt haben, da keiner ohne Anwender- Workshops arbeitet, um seine Produkte zu verbessern.
Unterschiede beruhen zum Beispiel auf der Geschichte. Sortimo etwa kommt vom klassischen Verkaufskoffer her. Firmengründer Herbert Dischinger suchte für seinen Großhandel für Befestigungstechnik in Augsburg das ideale Transportmittel, um bei Kunden seinen Handwerkerbedarf wie Schrauben und Dübel anzupreisen. Er entwickelte 1973 ein Insetsystem aus Kunststoff, die in seinen Metallkoffer passte – der Urtyp des „Sortimente mobil“, kurz Sortimo. Vom Aktenkoffer ging es dann aufs Fahrzeug über, weil die Koffer transportiert werden mussten. So entstand ein Regalsystem in unterschiedlichen Größen und Breiten, das heute als Globelyst ein komplettes Fahrzeugeinrichtungssystem umfasst.

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Einen anderen Weg ging das Unternehmen Bott, das wesentlich älter ist und schon 1930 entstand. Die Firma mit Sitz im baden-württembergischen Gaildorf nahe Heilbronn entwickelte zunächst die Innenausstattungen für Werkstätten, ehe die Ingenieure in einem späteren Schritt auf die Idee kamen, die für die Werkshallen entwickelten Module auch auf das Auto zu übertragen. Heute beschäftigt Bott rund 800 Mitarbeiter und erzielte im vergangenen Jahr einen Jahresumsatz von 100 Millionen Euro. Aktuell gehören zur Bott-Firmengruppe neben drei Produktionsstandorten in Deutschland, England und Ungarn zahlreiche Beteiligungsgesellschaften, Lizenzpartner und Importeure in der ganzen Welt.
Auch Bott verfügt über ein modulares System zur individuellen Planung und Konfiguration für jeden Transporter und hat – ein weiterer wichtiger Aspekt – die Sicherheit seiner Module gründlich überprüft. Vario nennt sich das System der Spezialisten aus Gaildorf, das den großen Vorteil bietet, ein durchgängiges System zu sein. Und zwar eines, das sich von der Werkstatt bis zum Fahrzeug reicht.
Eine noch junge Geschichte hat das von der Activa Automobil-Service GmbH angebotene Fahrzeugeinrichtungssystem. Das Unternehmen mit Sitz in Borken baut auf die vier Bereiche Fahrzeugeinrichtung, Sonderfahrzeugbau, Sattlerei und Fahrzeuglackierung, vertreibt aber seit 2011 die italienische Marke Order-System als Generalimporteur für Deutschland. Das System wiederum stammt von der 1998 gegründeten Tecno A, die aus der Metall- und Stahlverarbeitung kommt. Im Laufe der Zeit spezialisierte sich das Haus auf Fahrzeugeinrichtungen und entwickelte daraufhin das Order-System als mobiles Ordnungssystem. Das System setzt auf den klassischen Materialmix von Aluminium und Stahl und ist dabei individuell konfigurierbar.
Unterschiedliche Werkstoffe
Ein weiterer wichtiger Unterschied sind die eingesetzten Werkstoffe, um die Inneneinrichtungen herzustellen. Die Aluca GmbH aus Rosengarten bei Schwäbisch Hall etwa setzt – der Firmenname deutet es schon an – ausschließlich auf Aluminium. Wichtigster Grund für die Wahl ist das Gewicht. Denn alles, was Aufbauer zusätzlich in ein Fahrzeug einbauen, geht auf die Nutzlast. Wer schon ein paar hundert Kilo nur für die Inneneinrichtung benötigt, kann später nur noch einen Bruchteil der ursprünglichen Nutzlast transportieren. Im Vergleich zu Stahl spart daher das Aluminium erhebliches Gewicht ein und erhält damit eine höhere Zuladung bei gleichen Systemeigenschaften. „Gewichtsorientierte Nutzer finden bei Aluca die leichtesten Lösungen am Markt – dank der ausschließlichen Verwendung des Werkstoffs Aluminium“, erklärt Aluca-Vertriebschef Johannes Ilg. „Neben klassischen Regal- und Schubladensystemen bietet Aluca das umfangreichste Unterbodensystem der Branche, Aluca dimension2. Diese Einrichtungslösungen richten sich insbesondere an Nutzer kleinerer und mittlerer Fahrzeuge und bieten Flottenbetreibern interessante Ansätze im Bereich Downsizing.“
Hinzu kommen beim Einsatz von Aluminium auch noch weitere Pluspunkte wie Langlebigkeit oder eine Korrosions- und UV-Beständigkeit durch eine selbstschützende Oxidschicht. Auch bei Aluca sind die Systeme individuell konfigurierbar, mit den vorgegebenen Maßen decken die Rosengartener aber auch den kompletten Nfz-Markt ab.
Andere Wettbewerber integrieren in ihre Systeme mittlerweile nicht mehr nur hochfeste Stähle, sondern setzen sogar auf ultrahochfeste Stähle – die die Fahrzeugindustrie gerne im Karosseriebereich einsetzt. Im Vergleich zum herkömmlichen Stahl haben ultrahochfeste Stähle eine bis zu fünffach höhere Dichte und können daher wesentlich mehr Gewicht bei gleicher Stärke tragen. Ein Regal mit den Abmessungen 1.134 x 324 x 54 mm wiegt 3 kg und kann mit 120 kg Gewicht beladen werden: Ultrahochfeste Stähle können wie eine Ameise das 40-Fache des eigenen Gewichts tragen.
Auch Orsy-Mobil, so heißt die Fahrzeugeinrichtungsreihe der Adolf Würth GmbH & Co. KG, setzt auf einen Materialmix aus hochfestem Stahl, Aluminium und Kunststoff. Der Name „Orsy“ ist übrigens eine Zusammensetzung aus den beiden Worten „Ordnung und System“, was Würth vor dreieinhalb Jahrzehnten als Kleinteilelagersystem für die Werkstatt entwickelt hatte und später auch auf das Fahrzeug übertrug. So richtet Würth mit Hauptsitz in Obersulm-Willsbach nahe Heilbronn nach eigenen Angaben jährlich mehr als 20.000 Fahrzeuge weltweit ein.
Geprüfte Sicherheit
Hinzu kommt bei den großen Anbietern, dass sie höchste Qualitätsmaßstäbe an die Sicherheit der Einrichtungen ansetzen, auch und gerade im Falle von Unfällen. Modul-System hat errechnet, dass im Falle eines Crashs von nur 50 km/h die gesamte Einrichtung schnell ein physikalisches Gewicht von zehn Tonnen erreichen kann. In realen Crashtests haben daher Sortimo, Bott, Activa oder Aluca immer wieder genauestens untersucht, wie sich eine Fahrzeuginneneinrichtung bei Unfällen verhält. Deshalb gehören zum Beispiel Sollbruchstellen dazu, damit die Einrichtungen bei Unfällen da bleiben, wo sie montiert wurden – und das eingeräumte Material an Ort und Stelle. In Videosequenzen ist sehr deutlich zu sehen, dass die nach Normvorgaben gecrashten Inneneinrichtungen im Gegensatz zu vielen Selfmadelösungen, die vor allem im Handwerk weitverbreitet sind, den Fahrer tatsächlich schützen. Tatsache ist: Kein Teil verlässt die Werkshallen der Fahrzeuginneneinrichter ohne Qualitätsprüfung.
Gleiches gilt natürlich für die Utensilien rund um die Ladungssicherung, die es alternativ zu klassischen Fahrzeugeinrichtungen gibt. Die Umbauer haben in der Regel eigene Materialien mit im Angebot – und feilen wie bei ihren Modulen daran, die Systeme und Hilfsmittel weiter zu verbessern. Bei Bott etwa findet sich ein neues Ladungssicherungsnetz, das besonders dicht ist. Denn bei den üblicherweise grobmaschigen Netzen können sich bei Vollbremsungen oder Crashs doch schon mal Kleinteile lösen und durch die Maschen schießen.
Zurrgurte finden sich nicht nur bei den großen Anbietern, sondern gleich bei einer Reihe von Spezialanbietern wie Zurrpack aus Dornstadt bei Ulm oder der Dolezych GmbH & Co. KG aus Dortmund. Letzteres etwa ist ein 800-Mann- Unternehmen mit Tochtergesellschaften in gleich acht Ländern, darunter USA und China – und hat in seinem Leistungsspektrum rund ums sichere Heben und Transportieren gleich 20.000 Artikel in seinem Katalog. Dolezych zählt daher zu den ersten Adressen in Sachen Seil-, Hebe-, Anschlag- und Ladungssicherungstechnik und gehört zu den größten Anbietern in Europa. Die Dortmunder stellten übrigens auch die Zurrgurte, mit deren Hilfe Christo 1995 den Reichstag unter einem silbergrauen Gewand verhüllte.

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1 Kommentare
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Anonym
14.05.2018 13:41Hallo, ich nutze jetzt schon seit 1998 Sortimo bei all unseren Flottenfahrzeugen und bin super zufrieden! (https://www.sortimo.at/fahrzeugeinrichtung/fahrzeugeinrichtungsloesungen/sortimo-globelyst/) Das System ist einfach klasse. Freundliche Grüße, Alexander