Spritsparen leicht gemacht?

Ecotrainings liegen im Trend, die kurzfristigen Einsparungen werden mit 20 Prozent beziffert. Doch wie lässt sich ein Langzeiteffekt erreichen, von dem das Unternehmen profitiert?

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„15 Prozent sind drin“ hatten wir in Flottenmanagement 2/2011 festgestellt, doch wie uns Leser berichteten, besteht die eigentliche Schwierigkeit bei Ecotrainings darin, den Spareffekt langfristig aufrecht zu erhalten. Dem Dienstwagennutzer ist es prinzipiell egal, wie viel er verbraucht, er macht seinen Job, die Firma zahlt den Sprit. Wir haben uns einmal umgehört, wie andere Fuhrparks das Thema Spritsparen aufgreifen und umsetzen. Erstaunlicherweise haben einige große und namhafte Firmen in diese Richtung (noch) keine oder erst anfängliche Schritte unternommen. Die Schwierigkeiten liegen sicherlich in der vernünftigen Umsetzung. „Man könnte die Dienstwagennutzer einbinden und befragen, was sie motivieren würde, Kraftstoff einzusparen“, schlägt Jochen Lau vom Deutschen Verkehrssicherheitsrat vor, der als einer der ersten schon seit 1996 Ökotrainings realisiert. Das Argument „Kosten“ für das Training beziehungsweise den Arbeitsausfall des Mitarbeiters sollte eher nachrangig sein, denn im Idealfall amortisieren sich die Ausgaben nach kurzer Zeit nicht nur durch die Einsparungen bei den Kraftstoffkosten – im Training und direkt danach liegen sie bei 12 bis 20 Prozent, langfristig sind 7 bis 10 Prozent möglich- sondern auch durch die vorausschauende und defensivere Fahrweise bei den Schaden- und Verschleißkosten.

Ulrich Pfeiffer, Geschäftsführer und Ecotrainer bei EcoConsult, nennt folgende wichtige Voraussetzungen für die nachhaltige Wirkung eines Fahrtrainings, er bevorzugt übrigens den Ausdruck „neue Fahrkultur“ statt Spritspartraining: „Die Unternehmensführung muss zu 100 Prozent hinter der Absicht stehen, Kraftstoff im Fuhrpark einzusparen und selber auch danach agieren. Dann braucht man eine gute Tankdatenauswertung, nach der sich der Spritverbrauch analysieren und vergleichen lässt, zudem ein gutes Training mit wenig Theorie und viel Praxis, das unter anderem vermittelt, dass effizientes Fahren nicht langsam fahren bedeutet und dass der Fahrer nicht überwacht oder gemaßregelt wird.“ Im Vordergrund steht eine Verinnerlichung des neugelernten Fahrverhaltens, in den ersten acht Tagen nach dem Training sollte das Gelernte bewusst angewendet werden. Multiplikatoren und Meinungsträger, das können Betriebsräte, Geschäftsführungsmitglieder oder einfach Kritiker sein, mit in die Trainingsgruppen zu nehmen, kann helfen, die Stimmung „pro Ecotraining“ im Unternehmen zu steuern.
Entscheidend für den langfristigen Erfolg ist auch die soziale Komponente, dass das Thema nach außen getragen wird, indem sich die Fahrer über das Thema unterhalten. Ein weiterer psychologischer Aspekt zu einem späteren Zeitpunkt ist die Erinnerung, beispielsweise die monatliche Information per Email über den Kraftstoffverbrauch oder auch noch einmal der Hinweis auf wesentliche Punkte wie „unnötigen Ballast aus dem Fahrzeug entfernen“, „vorausschauend fahren“ oder „die Schubabschaltung durch Gaswegnehmen nutzen“. Denn es ist erwiesen, dass die Spritersparnis nach einiger Zeit wieder zurück geht, wenn sich alte Fahrverhaltensmuster wieder einschleichen. Ebenfalls beachten sollte das Unternehmen, dass die Aus- und Bewertung der Kraftstoffverbräuche in Gruppen erfolgt, die nach Fahrprofilen oder Aufgabenbereichen eingeteilt werden, so dass auch eine Vergleichbarkeit entsteht. Incentivierung mit motivierenden Prämien sowie Belobigungen helfen bei der Verinnerlichung zumindest in der ersten Zeit.

Helmut Knewitz, Leiter Verwaltung bei der Dreidoppel GmbH in Langenfeld, gab uns folgende Informationen zu den Maßnahmen in seinem Unternehmen: Alle Dienstwagennutzer inklusive Management haben bereits im Jahr 2006 an einem Fahrtraining und im Jahr 2010 an einem Wiederholungstraining teilgenommen. Die Entscheidung, auch den Fuhrpark den Anforderungen der Umweltmanagement-Zertifizierung ISO 14001 zu unterwerfen, wurde auf höchster Unternehmensebene getroffen und wird von der Geschäftsleitung in der Durchführung mitgetragen. Einmal im Jahr beziehungsweise 12 Monate nach einem Training erinnert der Fuhrparkverantwortliche die Firmenwagennutzer nochmals per Email an wesentliche Aspekte des Spritsparens. Jeweils im Dezember dann anlässlich der Außendiensttagung erhalten die sechs besten Spritsparer neben der Belobigung eine kleine Aufmerksamkeit. Die Ermittlung der Sieger erfolgt durch eine monatliche Verbrauchsdatenauswertung. Externe ISO-Auditoren begleiten diese und stehen beratend in Bezug auf die Auswertungen und zukünftige Maßnahmen zur Seite. Einflüsse bei der Auswertung wie die sich ständig ändernden Parameter Fahrzeugmodelle, Baujahre, Reifen, Kraftstoffe, Witterung müssen beachtet werden. Dennoch stellt Helmut Knewitz fest, dass es fast immer wieder dieselben Fahrer sind, die am oberen beziehungsweise unteren Ende der Auswertung stehen. Aber im Endeffekt zählt, dass im Mehrjahresvergleich der durchschnittliche Verbrauch gesenkt wurde, dass die Fahrer ökologisch und ökonomisch bewusster handeln und das Unternehmen damit eine Erhöhung des Umweltschonungsgedankens erreicht.

Trotzdem sollte das Ecotraining nicht die einzige Maßnahme sein, um das ökologische Gewissen zu beruhigen. Viele Firmen beziehen mittlerweile Umweltfaktoren in ihre Car Policys ein. Michael Schramek, geschäftsführender Gesellschafter der EcoLibro GmbH, empfiehlt ein Gesamtkonzept zur Reduktion des Kraftstoffverbrauchs beziehungsweise des CO2-Ausstoßes. Neben Restriktionen bei der Fahrzeugwahl oder in Bezug auf CO2-Grenzen könnten wie bei einem Malus für CO2 auch Strafbeträge für Mehrverbräuche in Höhe des jeweiligen Benzinliterpreises erhoben werden. „Geringe Beträge, die dem Nutzer nicht weh tun, bringen nichts“, so Schramek.

Fakt ist, dass der Dienstwagen dem Firmeneigentum unterliegt, also die Firma darüber bestimmen kann. Wenn bei einem ungünstigen Schadenverlauf der Fahrer in die Verantwortung genommen wird, wieso soll er es nicht auch werden, wenn der Kraftstoffverbrauch regelmäßig höher ist als zum Beispiel die jeweils durchschnittlichen Herstellerangaben? Immerhin zahlt die Firma die meisten Tankrechnungen, egal ob die Fahrten dienstlich oder privat sind. Sicher erhält der Arbeitnehmer den Dienstwagen auch zu Motivationszwecken, doch sollte seine Bindung aus mehr als einem schicken Dienstwagen bestehen. Wenn gute Mitarbeiter wegen des Fahrzeugs das Unternehmen verlassen, sind auch andere Dinge im Argen.

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