Imagesache Fuhrpark
Interview mit Ulrich Finke, Leiter Verkauf Großkunden bei der Audi AG in Ingolstadt

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Flottenmanagement: Seit einiger Zeit schwimmt Audi oben auf der Erfolgswelle im Firmenkundengeschäft. Mit welchen Faktoren, mit welchen Programmen haben Sie dies erreicht, welche Modelle stehen hierbei im Vordergrund? Was ist das offene Geheimnis des Erfolges von Audi? Mit welchem Jahresabschluss rechnen Sie für 2006 im Firmenkundengeschäft
Finke: Das Jahr 2005 war geprägt vom Erfolg unserer flottenrelevanten Fahrzeuge, den Volumenmodellen Audi A4 Avant und dem Audi A6 Avant. Mit diesen beiden Fahrzeugen sowie den Modellen A3, A3 Sportback und A8 konnten wir unsere Produktstrategie im Jahr 2006 erfolgreich fortsetzen. So erfolgreich, dass wir davon ausgehen, auch in diesem Jahr Marktführer im Premiumsegment des Flottenmarktes größer 10 Fahrzeuge zu bleiben. Ein wichtiger Garant für den Erfolg ist vor allem auch unsere starke Handelsorganisation. In mehr als 180 Großkundenleistungszentren sorgen wir für eine exklusive und individuelle Betreuung der Großkunden und Flotten. Als richtungsweisend in der Erfolgsstory von Audi gelten Image und Identität.
Um Image greifbar zu machen, werden unter anderem Kundenzufriedenheit und Händlerzufriedenheit gemessen. Das lässt wiederum Rückschlüsse auf die Zufriedenheit mit dem Produkt und seiner Qualität zu. Wir freuen uns, dass Audi in der Gunst der Firmenkunden vorne liegt, denn der Faktor Image zählt sehr für die Außenwirkung der Firmenfuhrparks.
Flottenmanagement: Audi fährt man in sämtlichen Branchen. Womit können Sie eine derart große Schnittmenge zufriedenstellen? Mit welchen Maßnahmen möchten Sie diese Passgenauigkeit auch für die Zukunft aufrechterhalten? Eine gute Position zu verteidigen ist eine anspruchsvolle Aufgabe. Welche Eckpunkte müssen Sie im Auge behalten, um nicht von der ewig lauernden Konkurrenz verdrängt zu werden
Finke: Mit unserer Modellpalette vom A3 bis zum A8 sind wir so aufgestellt, dass wir die wesentlichen Bedürfnisse und Anforderungen an Funktionalität, Variabilität, Technologie vor allem aber auch an Qualität erfüllen können. Darüber hinaus steigen wir immer mehr in Nischensegmente ein, ob SUV oder Sportwagen. Unser Ziel ist es, auch zukünftig vorne dabei zu sein und Audi zur erfolgreichsten Premiummarke zu machen. Auch hier sehen wir den Vorteil in der Präsenz unserer bundesweit flächendeckend aufgestellten Handelsorganisation.

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Ausgabe 6/2006

Sonderausgabe Elektro
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Flottenmanagement: Mit dem Audi Q7 hat Audi recht spät das immer beliebter werdende Segment SUV eingeführt, dafür mit einem paukenschlagartigen Erfolg auch im Firmenkundengeschäft. Hat man auf dieses Fahrzeug gewartet bzw. haben Sie den Markt beobachtet und die besten Eigenschaften vereint? Welche Schwerpunkte können Sie ausmachen, in denen der Audi Q7 bevorzugt eingesetzt wird, wer fährt das Fahrzeug
Finke: Bei der Entwicklung des Audi Q7 haben wir die Gelegenheit genutzt, den Markt für diese Fahrzeuge zu beobachten. Das gab uns die Chance, eine völlig neue Generation des SUV zu begründen. Konkret reden wir beim Audi Q7 vom SUV der dritten Generation, das heißt die Ausgewogenheit zwischen Geländegängigkeit und Straßenkomfort konnten wir auf höchstem Niveau umsetzen. Sicherheits- und Komfortaspekte spielen heute eine große Rolle bei der Entscheidung für ein SUV. Beispielsweise wird die hohe Sitzposition oft als positiv empfunden, weil sie einen besseren Überblick bietet.
Was die Einsatztauglichkeit des Audi Q7 in den Flotten angeht, beobachten wir, dass Car Policies sich immer weiter öffnen und somit mehr Spielraum für Nischenprodukte lassen. Sie beziehen sich nicht mehr ausschließlich auf die reinen Funktionsfahrzeuge, was uns die Möglichkeit gab, in diese Kategorie einzusteigen. Die Absatzzahlen verdeutlichen, dass der Audi Q7 nun auch vermehrt in Flotten vorkommt. Wir beobachten, dass insbesondere Geschäftsführung, mittleres und oberes Management, die in diesem Segment Fahrzeuge wählen können, sich für den Audi Q7 entscheiden. Darüber hinaus ist der Audi Q7 bezogen auf das Preis-Leistungsverhältnis absolut konkurrenzfähig. Er bewegt sich nur unwesentlich oberhalb des Preisgefüges eines Kombis im C-Segment. Die Restwertprognosen fallen ebenfalls sehr positiv aus. Aufgrund des höheren Freizeitwertes – wenn nicht nur die Dienstfahrt im Vordergrund steht – macht es Sinn, ein Fahrzeug aus diesem Segment zu wählen.
Flottenmanagement: In der Motorenpalette finden sich immer stärkere Motoren. Wie argumentieren Sie im Hinblick auf die steigenden Kraftstoffpreise, welche Lösungen haben Sie von Herstellerseite parat? Wie begegnen Sie den Fuhrparks, die aus Kostengründen eher kleinere Motorisierungen wählen? Wie stellt sich Audi auf, wenn der Wunsch nach alternativen Antrieben auch im Firmenkundenbereich langsam aber sicher stärker wird
Finke: Die immer stärker werdende Motorisierung ist bei Audi ein Merkmal der Premiumstrategie. Gleichwohl bieten wir für jedes Modell eine Bandbreite von Motoren an, darunter auch kleinere, sparsamere Motoren für das Flottensegment. Wir verzeichnen gerade beim Dienstwagen einen starken Trend zu Dieselfahrzeugen. Starke Dieselmotoren werden nach wie vor gefordert. Das haben wir im letzten Jahr bei der Einführung des 170 PS TDI Motors beobachtet, welcher auch im Flottenbereich erfolgreich angenommen wurde. Dem Wunsch nach alternativen Antrieben möchten wir nachkommen, in dem wir mittelfristig mit synthetischen Kraftstoffen und Biokraftstoffen die Emissionen senken werden. Ziel ist es, trotz des technischen Fortschritts auf eine gesicherte Kraftstoffversorgung setzen zu können. Eine unserer Stärken sehen wir in der Entwicklung von sauberen, leistungsstarken TDIMotorisierungen. Schon heute verfügen alle Audi-Diesel-Neuwagen über serienmäßige Russpartikelfilter. Auch Nachrüstlösungen, für die gerade ein steuerlicher Vorteil sowie eine einmalige Förderung beschlossen wurde, bieten wir für fast alle Modelle an. Daneben planen wir den Einsatz eines Hybrid- Motors in einem Audi Q7, wie er schon als Studie auf der IAA 2005 vorgestellt wurde, für das Jahr 2008.
Flottenmanagement: Audimodelle sind beliebte Fahrzeuge für die Gehaltsumwandlung und als Motivation. Mit der Mehrwertsteuererhöhung wird durch die 1 Prozent-Methode auch der privat genutzte Dienstwagen teurer. Haben Sie Möglichkeiten, dem Kunden entgegenzukommen, spezielle Business- oder Sondermodelle, alternativ bestimmte Programme aufzulegen? Wenn ja, welche? Mit welchen Businesspaketen oder ähnlichem werden aktuell bzw. in naher Zukunft die Bedürfnisse der Firmenkunden zufriedengestellt? Welche Rolle spielen die sportlicheren S-Varianten, das A4 Cabriolet bzw. das Coupé TT im Firmenkundengeschäft
Finke: In der Tat entsteht durch die Mehrwertsteuererhöhung auch im Firmenkundenbereich ein Effekt auf den geldwerten Vorteil. Wir können dies kompensieren, indem wir das Restwertniveau der Fahrzeuge und damit die Leasingkonditionen auch im kommenden Jahr konstant halten. Darüber hinaus bieten wir attraktive Ausstattungspakete zunächst im Audi A4 an, die sich speziell an die Bedürfnisse des Flottenfahrers richten. Diese Business Pakete erfreuen sich seit Mitte des Jahres einer sehr hohen Einbaurate.
Gerade bei User-Chooser Modellen besteht durch Gehaltsumwandlung für den Nutzer die Möglichkeit, sich auch außerhalb der flottenrelevanten Modelle zu bewegen und sogenannte Fun-Cars oder auch SUVs zu nutzen. Im Flottenmarkt sind etwa 15.000 Cabriolets vertreten, und wir verzeichnen eine steigende Tendenz. Die S Varianten sowie der TT dienen der Abrundung unseres Modellangebots im Flottengeschäft, werden hier aber im Vergleich nur gelegentlich gewählt.
Flottenmanagement: Die Modellzyklen werden allgemein kürzer, Facelifts folgen in immer kleiner werdenden Abständen. Welche Vorteile sehen Sie darin für das Firmenkundengeschäft bei Audi, welche Nachteile ergeben sich daraus aber auch? Was kann Audi tun, damit der User-Chooser beim nächsten Modellwechsel der Konkurrenz nicht überschwenkt, womit können Sie nicht nur die Firma, sondern auch den User-Chooser an die Marke binden
Finke: Wir stellen in der Tat fest, dass es im Flottensegment einen Novitäten-Effekt gibt. Gemeint ist die Tatsache, dass der User-Chooser bei der Wahl seines Dienstwagens wechselwillig ist. Am Ende der Laufzeit seines Fahrzeugs, also nach 24 bzw. 36 Monaten, orientiert sich der Nutzer dann nach dem neuesten Modell. Herausragendes Ziel der Marke Audi ist es deshalb, die derzeitige Strategie beizubehalten, um den Nutzer auch langfristig zufrieden zu stellen. Produktauffrischungen in einer Art und Weise, wie Audi es mit dem aktuellen Audi A4 erfolgreich geschafft hat, tragen zur optischen und technischen Attraktivität bei. In der Summe wollen wir einen Bindungs- Erfolg mit individueller Betreuung, attraktiven Produkten, wettbewerbsfähigen Konditionen und einer überzeugenden wie zuverlässigen Qualität erzielen.
Flottenmanagement: Wie nah dran am Firmenkunden, am Audi-Fahrer sind Sie, um stets schnell und handlungsfähig auf seine Bedürfnisse eingehen zu können? Wie ist das Key-Account-Netzwerk bis hin zum Händler und Service-Dienstleister aufgestellt, um die bestmögliche Mobilität der Fahrer zu gewährleisten? Wie eng arbeiten Sie mit den herstellerunabhängigen Leasinggesellschaften zusammen
Finke: Vertriebsseitig greifen wir auf eine Außendienstmannschaft von 13 Großkundenbetreuern zurück, die bundesweit im Einsatz sind und die die Interessen der Großkunden in Verbindung mit der Handelsorganisation vertreten. Die bereits erwähnten 180 Großkundenleistungszentren sorgen für eine komplette Flächendeckung, die über die Ballungszentren hinausgeht. Damit können wir eine Rund-um-Versorgung der Stützpunkte und der Flottenkunden sicherstellen. Ein Großteil des Firmenkundengeschäfts wird über Leasingverträge abgebildet. Dort setzen wir natürlich den Fokus auf unsere eigene Gesellschaft, die Audi Leasing, wickeln aber auch bedingt durch die Marktsituation einen Teil der Geschäfte über die herstellerunabhängigen Leasinggesellschaften ab. Etwas mehr als die Hälfte der Geschäfte, die sich über Leasing darstellen lassen, laufen über Audi Leasing.
Flottenmanagement: Ein wichtiges Thema für die Kosten stellt der Restwert da, welcher stark von der Farbe, aber auch von der Ausstattung abhängt. Wie kann ein Hersteller Einfluss auf die Farbgestaltung, auf die Trends ebenfalls in Bezug auf Ausstattungen ausüben? Welche Anregungen nehmen Sie aus dem Kontakt mit den Kunden mit
Finke: Dadurch, dass die Car Policies immer liberaler werden, überlappen private und dienstliche Nutzung mehr und mehr. Die Nutzung der Fahrzeuge in beiden Segmenten zeigt die Notwendigkeit auf, Markttrends zu beobachten, die im Privatkundengeschäft entstehen. Beispielsweise häuft sich die Bestellung von frischeren Farben im sportlichen Bereich. Diese Trends reichen bis ins Großkundengeschäft. Bevor wir Businesspakete anbieten, beobachten wir natürlich den Markt und die Fahrzeuge, die von den Großabnehmern zusammengestellt werden. Dabei stellen wir zwei Richtungen von Ausstattungsergänzungen fest, einmal die rein technische bzw. elektronische Unterstützung mit Navigationsgerät, Telefonvorbereitung. Die andere ist die rein komfortorientierte mit Sitzhöhenverstellung, Multifunktionslenkrad, Geschwindigkeitsregelanlage, also Features, die die Fahrt auf langen Dienstreisen angenehmer gestalten. Mit solchen Businesspaketen können wir auf Restwert-relevante Ausstattungen Einfluss nehmen. Neben Lackierungen erhalten nämlich auch technische Features wie Infotainment sowie komfortbezogene Ausstattungen immer stärkere Bedeutung für den Restwert.

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