Wert des Restwert

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Restwerte unterliegen zahlreichen Faktoren. Wer glaubt, der Restwert habe überwiegend mit der Fahrzeugqualität, den Betriebskosten oder der Lebensdauer eines Fahrzeugs zu tun, irrt gewaltig. Aber auch umgekehrt ist ein hoher Restwert ein zwar wichtiger, aber bei weitem nicht der einzige Faktor für günstige Gesamtkosten eines Fahrzeugs. Am Beispiel einiger Vans haben wir in Zusammenarbeit mit EurotaxSchwacke die Fieberkurve des Restwerts gezeichnet. Der Restwert eines Fahrzeugs ist für viele Fuhrparkmanager gerade von Kauffuhrparks noch immer ein wichtiges Entscheidungskriterium, sich – bei gleicher Eignung für den Einsatzzweck – für ein bestimmtes Modell zu entscheiden. Der Restwert ist jedoch nicht wirklich der alles entscheidende Faktor für die TCO (total cost of ownership). Zudem ist der Restwert im voraus auch schwer kalkulierbar und schwankt im Lebenszyklus eines Fahrzeuges erheblich. So liegt der Restwert eines zwei Jahre alten Kompakt-Vans mit 40.000 Kilometern in unserem Beispiel mit fünf aktuellen Fahrzeugen (Grafik 1) zwischen ca. 50 und 65 Prozent. Die einzelnen Modelle zeigen dabei jedoch keinen geradlinigen Verlauf; so fielen die Restwerte beispielsweise sowohl des Ford Focus C-Max, des Toyota Corolla Verso als auch der des Opel Zafira – bei letzterem nach einem vorherigen deutlichen Anstieg – in den letzten Monaten massiv nach unten. Wie kommt es zu solchen Veränderungen? Im Falle des Corolla Verso ist es leicht erklärt: 2004 kam der Nachfolger auf den Markt, und nichts macht ein gebrauchtes Auto älter als ein neues Modell. Gerade die letzten ein bis zwei Jahre eines Auslaufmodells sind nur mit erheblichen Abschlägen zu vermarkten, weil auch der Gebrauchtwagenkäufer lieber ein aktuelles Modell fährt. Wichtig für einen stabilen Restwert ist natürlich auch die Vermarktungspolitik des Herstellers. Wenn – wie im Falle des Ford Focus C-Max – ein Modell auch mit Sonderaktionen massiv in den Markt gedrückt wird, wird der Preisvorteil beim Kauf später auch in den Gebrauchtwagenmarkt weitergereicht. Denn für den Gebrauchtwagenkäufer zählt letztlich auch der Abstand zum Neuwagenpreis – nicht nach Liste, sondern auf Basis des aktuell tatsächlich zu zahlenden Preises. Opel wiederum ging den anderen Weg und hat die Neupreise des Zafira mit dem Jahreswechsel 2000/2001 sowie im Jahr 2002 massiv erhöht, was sich – mit der üblichen Verzögerung – dann auch auf den Gebrauchtwagensektor ausgewirkt hat. Der Restwertverfall in den letzten Monaten ist wieder auf die steigende Verfügbarkeit des neuen Modells zurückzuführen.
Bei den Restwerten für 36 Monate alte Fahrzeuge mit 60.000 Kilometern Laufleistung (Grafik 2) ist recht deutlich zu erkennen, dass der grundsätzliche Restwert im Lebenszyklus eines Fahrzeuges immer nur eine Richtung kennt: Bergab. Ob dies jedoch im Umkehrschluss bedeuten muss, dass der beste Zeitpunkt für den Austausch der Flottenfahrzeuge der Zeitpunkt der Neuerscheinung oder zumindest des Facelifts ist, darf bezweifelt werden. Natürlich wissen alle Hersteller um die Restwertproblematik und oftmals gibt es gerade zum Modellauslauf den niedrigeren kalkulierten Restwert als Abschlag vorab. Dafür bekommt der Flottenkunde dann quasi als kostenlose Dreingabe ein ausgereiftes, zuverlässiges Modell ohne Kinderkrankheiten – und Zuverlässigkeit ist für den Außendienstler bekanntlich das höchste Gut.
Eine andere Rechnung relativiert den Wert des Restwerts ebenfalls, nämlich der absolute statt des relativen Wertverlustes (siehe Tabelle „Absoluter Wertverlust“): Der Renault Scenic hat war mit knapp 46 Prozent den höchsten prozentualen Wertverlust, absolut gesehen ist er aber wegen seines geringen Einstandspreises mit 7.650 Euro Wertverlust in drei Jahren der günstigste. Nur der Touran schlägt ihn, obwohl das teuerste Fahrzeug in unserer Aufstellung, dank seines zumindest derzeit exorbitant hohen Restwertes von 67 Prozent mit Minderkosten von 350 Euro.
In Ihre persönliche Rechnung sollten Sie daher immer Ihren persönlichen Einkaufspreis mit einbeziehen – der prognostizierte Restwert ist relativ fix und nicht final vorhersehbar. Der Toyota Corolla Verso und der Opel Zafira haben beispiels-weise in etwa den gleichen Listenpreis; beim Restwert liegen sie mit 58,5 (Toyota) bzw. 60,3 Prozent (Opel) recht nah beieinander, ebenso beim absoluten Wertverlustes. Entscheidend für die Kalkulation des absoluten Wertverlust ist hier also, welchen persönlichen Neupreis Sie – beispielsweise durch günstige Rahmenabkommen – erzielen. Wichtig dabei ist aber, dass dieser Neuwagenrabatt nicht an jedermann breit gestreut wird – denn sonst vermindert sich der Restwert automatisch wieder für alle.
Leichter hat es der Fuhrparkmanager, der sich für das Fullservice-Leasing entschieden hat: Je nach Abrechnungsform interessieren ihn dann nämlich Restwerte oder auch Reifen- und Werkstattkosten nur noch marginal. Der Leasinggeber muss hier nämlich kalkulieren und heraus kommt eine recht bequem vergleichbare Rate. Im Mittelteil dieser Ausgabe des Flottenmanagement finden Sie auch wieder einen aktuellen Fullservice-Leasing-Kostenvergleich für Vans und Kompakt-Vans. Auch hier zeigt sich wieder, dass Listenpreis und Wertverlust nicht unbedingt die Faktoren für die TCO sind: So gewinnt im aktuellen Vergleich wie bereits im Vorjahr der Ford Focus C-Max, trotz oder vielleicht gerade wegen seiner agressiven Vermarktungspolitik und dem vergleichsweise hohen Restwertverfall der letzten Monate.

Aktuelles Magazin
Ausgabe 3/2006

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